Rudolf Diesel war ein genialer Ingenieur. Vor 125 Jahren erfand er den nach ihm ­benannten Dieselmotor. Dafür hatte er jahrelang getüftelt. Sein Ziel war es, die Dampfmaschinen aus der Welt zu schaffen. Er bezeichnete sie als «Missstand», weil sie zu viel Energie ungenutzt ­ver­puffen liessen.

Rudolf Diesel wollte aber nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch den Menschen helfen. Auch kleine Betriebe sollten sich seine Motoren leisten können und den Leuten die schwere ­Arbeit abnehmen. Und nicht zuletzt wollte er «die furchtbaren Schornsteine der Dampfkessel, die unsere Städte verpesten und verqualmen» zum Verschwinden bringen.

Er schaffte es auf Anhieb: Der Dieselmotor war schon in der ersten Ausführung doppelt so ­wirkungsvoll wie die Dampfmaschinen. Und er war sparsam und robust. Noch heute verbraucht der Dieselmotor weniger Sprit und stösst weniger CO2 aus als ein Benzinmotor.

Einen wichtigen Nachteil hat der Dieselmotor ­allerdings: Er verursacht mehr Stickoxide. Und die sind giftig für die Atemwege. Technisch wäre es möglich, die Abgase durch Spezialfilter zu ­reduzieren. Doch der modernen Automobilindustrie – ­namentlich VW, dem grössten Autohersteller der Welt – war das zu teuer und zu kompliziert. Anstatt im ­Sinne Diesels an einer ­Lösung zu tüfteln, ­bastelten die Inge­nieure eine Vorrichtung, mit der sich bei Abgas­kontrollen ­betrügen liess. Laut internen Dokumenten schrieb ein Techniker der noblen VW-Marke Audi schon vor Jahren: «Ganz ohne Bescheissen» werde man die Abgasvorschriften nicht ­einhalten können. Diese Aussage wurde rund 125 Jahre nach der Patentierung des ­Dieselmotors publik.

Diesel wollte die Lebensqualität verbessern – seine Nachfahren hingegen strebten auf Kosten der Gesundheit der Menschen nach höheren Gewinnen. Diese Trickserei hat Rudolf Diesel nicht ­verdient.