Seit Jahren sucht die Pharma-Industrie nach einer Sexpille für die Frau – es locken Milliarden-Umsätze.

Nun glaubt der Konzern Procter & Gamble, die Lösung gefun-den zu haben: ein Pflaster mit Testosteron, dem männlichen Sexualhormon. In Deutschland ist es bereits rezeptpflichtig zugelassen – für Patientinnen, denen Gebärmutter und Eierstöcke entfernt wurden und die deshalb weniger Lust auf Sex haben.

«Intrinsa» heisst das Pflaster. Doch die Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» rät davon ab. Zum einen sei der Nutzen dürftig: Frauen, die das Pflaster benützten, hatten nicht viel öfter Sex als solche, die ein Plazebo-Pflaster bekamen.

Zum anderen seien Nebenwirkungen häufig: Fast ein Fünftel der Frauen litt wegen der Testosteron-Pflaster an Akne, bekam plötzlich Haare im Gesicht, Haarausfall oder eine tiefere Stimme. Bei einem Teil der Frauen bleiben die Nebenwirkungen – selbst nachdem sie das Pflaster abgesetzt hatten.

Procter & Gamble entgegnet, das Pflaster habe auch das sexuelle Verlangen, die Erregung und Befriedigung erhöht – kurz die Lebensqualität. Die Nebenwirkungen seien als «leicht» einzustufen und «reversibel».

Doch auch Peter Ritzmann von der Zeitschrift «Pharma-Kritik» warnt: «Die Langzeitrisiken sind unbekannt. Gerade bei Testosteron sind Risiken aber wahrscheinlich.» Forscher vermuten, dass das Sexualhormon für Herzinfarkte mitverantwortlich ist. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA entschied deshalb, das Pflaster nicht zuzulassen. Procter & Gamble verweist auf die europäischen Behörden. Es gebe «keine Anhaltspunkte» für ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko.