Viele Ärztinnen bieten Schwangeren in der 12. Woche den «Praenatest» an. Er klingt einfach: Ein Blutstropfen der Frau genügt, um zu sehen, ob das Baby eine genetische Störung hat. Neuerdings übernehmen die Krankenkassen die Kosten von 1500 Franken. Voraussetzung ist laut Bundesamt für Gesundheit, dass vorangehende Untersuchungen wie Ultraschall und Nackenfaltenmessung ein «erhöhtes Risiko» von 1 zu 1000 ergeben hätten.

Fachleute kritisieren, die neue Regel verunsichere Eltern. Die Gefahr sei sehr klein, dass ein Kind bei einem Risiko von 1 zu 1000 behindert sei. «Das Risiko als erhöht zu bezeichnen, ist völlig abwegig», sagt Franziska Wirz von der Telefonberatung Appella. 

Der Test ist zudem unzuverlässig. Er löst oft Fehlalarme aus. So zeigt er bei 6 von 100 Frauen das Downsyndrom (Trisomie 21) an, obwohl das gar nicht stimmt. Noch häufiger passiert dies bei genetischen Störungen wie Trisomie 13 und Trisomie 18: Dort trifft der Fehlalarm 40 Prozent der Schwangeren. Auch führt der Test zu weiteren Untersuchungen. Weil die Ergebnisse so unzuverlässig sind, müssen Ärzte sie mit einem Fruchtwasser- oder Choriontest bestätigen. Dabei erleidet 1 von 100 Frauen eine Fehlgeburt. 

Der Solothurner Arzt Reiner Bernath sagt: «Der Bluttest ist reine Geschäftemacherei.» Er empfiehlt Eltern, nur einen Ultraschall und Nackenfaltenmessung zu machen.

Das Bundesamt für Gesundheit schreibt, der Pränatest könne das Risiko für eine genetische Störung genauer errechnen als Ultraschall und Nackenfaltenmessung. Man gehe davon aus, dass Frauen damit weniger Fruchtwasser- und Cho­riontests machten und das Risiko von Fehlgeburten sinke. Die Leistungspflicht sei auf zwei Jahre beschränkt und werde evaluiert.