Herzliche Gratulation, liebe Post! Du feierst dieser Tage einen runden Geburtstag, den alle vergessen haben: 25 Jahre B-Post. Am 1. Februar 1991 lancierte die damalige PTT die Trennung der Briefe in A- und B-Post. Ein Erfolgsmodell? Wohl kaum. Denn die Idee ist bis heute von niemandem kopiert worden und kein gefeierter Exportschlager – obwohl der Weltpostverein seinen Sitz in Bern hat. 

25 Jahre nach der Lancierung der B-Post könntest du dir die Frage stellen: Weshalb bringt es die Post im Nachbarland Österreich fertig, 95 Prozent der Briefe den Empfängern am nächsten Tag zu übergeben? Österreich ist gut doppelt so gross wie die Schweiz und ähnlich gebirgig. Weshalb brauchst du in der Schweiz drei Tage für einen B-Post-Brief? 

Eine mögliche Erklärung lieferte deine Chefin Susanne Ruoff in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung»: «Die B-Post ist eine super Ergänzung, sie dient zur Auslastung unserer Sortieranlagen tagsüber.» Aha, im Zentrum deiner Überlegungen stehen nicht die Kunden, sondern die Bedürfnisse des Betriebs. 

Aber dient die B-Post wirklich der Effizienz des Betriebs? Das Gegenteil ist der Fall. Die Einführung der B-Post hatte zur Folge, dass zuerst die A- von der B-Post getrennt werden muss. Und dann wird die B-Post in deinen Sortierzentren für teures Geld in riesigen ­Hallen zwischengelagert. Im Verteilzentrum Härkingen SO musste der Stauraum aufgestockt werden, im Verteilzentrum Schlieren ZH dient der grösste Teil des Gebäudes als ­Aufbewahrungsort für B-Post. 

Anders als 1991 werden die Briefe heute nicht mehr von Hand sortiert. Ein einziger Scanner liest bis zu 40 000 Adressen pro Stunde, die angeschlossene Anlage sortiert sie gleich in der Laufrichtung der Briefträger. Deshalb mein Wunsch zum Jubiläum: Liebe Post, mach die Briefpost unkomplizierter, damit ­effizienter und somit billiger. Stelle alle Briefe einfach so schnell wie möglich zu. Ganz nach dem Motto: Bei uns geht die Post ab!