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Geld regiert die Welt. Auch die kleine Schweizer Welt. Geld regiert aber nicht nur, es lehrt auch. Immer mehr Hochschulprofessoren werden von Unternehmen oder Verbänden finanziert. An der ETH in Lausanne sind es schon gut 30 Lehrstühle. Zum Beispiel der Lehrstuhl für Infrastruktur, besetzt von Matthias Finger, finanziert mit 650 000 Franken pro Jahr von der Post. Oder an der Hochschule St. Gallen: Dort amtet Martin Eling als Direktor des Instituts für Versicherungswirtschaft. Der Lehrstuhl ist mit 400 000 Franken pro Jahr von der Versicherungsbranche finanziert.
Warum ich gerade diese zwei Professoren erwähne? Sie wurden den Zuschauern in der SRF-Sendung «10 vor 10» als neutrale Experten präsentiert: Finger in einem Beitrag über die Initiative Pro Service public, gegen welche die Post alle Hebel in Bewegung setzte. Und Eling war letzte Woche TV-Experte in der aktuellen Diskussion um die Altersvorsorge, live im SRF-Studio. In beiden Fällen fehlte jeder redaktionelle Hinweis auf die Sponsoren der Professoren.
Das ist das Gegenteil eines Service public, einer Dienstleistung an der Bevölkerung. Das Publikum hat ein Recht darauf, diese Hintergründe zu kennen. Dann versteht es besser, weshalb Eling im Studiogespräch mehrmals wiederholte, ohne Altersreform laufe man «auf eine prekäre Situation zu». Dass die Leute länger arbeiten und die Renten sinken müssten. Eling war in dieser Sache nicht unabhängiger Experte, sondern Sprachrohr der Versicherungswirtschaft. Diese hatte schon vor der letzten Abstimmung über eine Rentenkürzung im Jahr 2010 den Teufel an die Wand gemalt: Den Pensionskassen würden jedes Jahr 600 Millionen Franken fehlen, wenn das Volk die Vorlage ablehne.
Das Ergebnis ist bekannt: Die Bevölkerung sagte Nein, nachdem auch die K-Tipp-Leserinnen und -Leser das Referendum ergriffen hatten. Und die Kassen stehen heute finanziell sogar besser da als 2010. Trotzdem läuft wieder die Platte mit der Schwarzmalerei und Angstmacherei. Das Geld für die Kampagne ist vorhanden. Die nötigen Professoren sind es auch.
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