Die Osterglocken sind schon fast verblüht, die Kirschbäume stehen in voller Pracht, die Kastanienbäume sind schon hellgrün. Die ­Temperaturen stiegen letzte Woche auf über 20 Grad. So hoch war früher teilweise die Höchsttemperatur mitten im Sommer. 

In der Messstation Bern-Zollikofen zeigt ein Blick auf die Daten der letzten zehn Jahre: In den Monaten März, April und Mai kletterte das Thermometer regelmässig auf über 20 Grad. Spitzenreiter ist das Jahr 2007 mit über 29 ­Tagen Sommertemperaturen; am wenigsten verzeichnete das Jahr 2013 – mit immer noch zehn warmen Tagen. Auch im Herbst ­blieben die Temperaturen länger auf hohem Niveau. 

Trotzdem öffnen seit eh und je die Freibäder in der Schweiz erst im Mai – meistens rund um den Muttertag. Und schliessen Mitte September – meist am Eidgenössischen Buss- und Bettag. Die Betreiber orientieren sich nicht an den Bedürfnissen der Bevölkerung, sondern am ­Kalender. Man macht es so, wie man es immer gemacht hat. Basta.

Es wäre zu wünschen, dass die Verantwort­lichen generell flexibler reagieren. Wenns nach Regentagen endlich wieder mal schön ist, ­würde diese Lautsprecherdurchsage viele Besucher erfreuen: «Liebe Badegäste, unser Bad schliesst bei dem wunderbaren Wetter heute zwei Stunden später – geniessen Sie den lauen Abend!»

Etwas mehr Flexibilität wünschen sich die ­Kundinnen und Kunden auch von den Schifffahrtsgesellschaften. In der Regel hält man sich auch hier stur an einen fixen Saisonfahrplan – schönes Wetter hin oder her. Entsprechend gilt an schönen Tagen in der Vor- oder Nachsaison: Stehplatz inbegriffen. Dabei sind auch die ­mittelfristigen Wetterprognosen in den letzten Jahren viel genauer geworden. Ist fürs Wochenende schönes Wetter angesagt, lassen sich mit etwas gutem Willen zusätzliche Schiffe ein­planen. Denn Service public muss auch Service flexible sein!