Marta Meier (Name von der Redaktion geändert) liebt Musik. Und sie liebt das Tanzen. Doch die 57-Jährige aus Cham ZG sagt: «Ich werde mich nie für einen Tanzkurs anmelden.» Fremde Menschen zu berühren, ist für sie eine Qual. Sobald sie nervös oder erschöpft ist, fängt sie an zu schwitzen. Auch wenn sie sich in einem kühlen Raum aufhält und sich kaum bewegt. «Nur schon der Gedanke, jemandem die Hand geben zu müssen, lässt meine Hände tropfnass werden und unter den Achseln bilden sich dunkle Flecken», sagt Meier.
Es gibt verschiedene Ursachen für übermässiges Schwitzen. Oft sind eine Überfunktion der Schilddrüsen, Diabetes oder Übergewicht schuld. Behandelt man diese Krankheiten, verschwindet meist auch das Schwitzen.
Manchmal verschreiben Ärzte Medikamente, die die Schweissbildung gezielt unterdrücken sollen. Severin Läuchli, Hautarzt am Universitätsspital Zürich, rät jedoch ab: Die Risiken für Nebenwirkungen wie trockener Mund, Sehstörungen und Übelkeit seien zu hoch.
Bei vielen Betroffenen hat das Schwitzen psychische Gründe. «Sie beginnen bereits zu schwitzen, wenn jemand ihren Namen ruft oder wenn sie einen Raum mit vielen Leuten betreten», sagt Läuchli. Ärzte setzen dann oft Psychopharmaka ein. «In gewissen Fällen ist das eine gute Idee», sagt Läuchli. Allerdings sollte man solche Medikamente nicht leichtfertig nehmen. Denn sie machen schnell abhängig. Als sanfte Alternative bietet sich eine Verhaltenstherapie an. Dabei lernen Betroffene, ihre Ängste und Unsicherheiten abzubauen.
Auch Marta Meier wählt eine sanfte Methode: Sie macht regelmässig Übungen in der Technik Yoga Nidra. Dabei lernt sie, sich tief zu entspannen. «Das hilft mir, mich in stressigen Situationen nicht zu verkrampfen, und dann schwitze ich weniger.»
Umstritten: Aluminium, Methenamin, Botox
Die meisten Betroffenen schwitzen nur an einzelnen Körperstellen stark, etwa unter den Achseln. In diesem Fall empfehlen Experten häufig Aluminiumsalze. Sie sind als Lösungen, Deos oder spezielle Cremes in Apotheken erhältlich und sorgen dafür, dass sich die Schweissdrüsen verschliessen. Man muss sie allerdings während vier Wochen jeden Tag vor dem Schlafengehen auf die Haut auftragen, danach nur noch ein- bis zweimal pro Woche. Severin Läuchli sagt: «Das ist günstig und einfach in der Anwendung.»
Aluminiumsalze wirken aber nur bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen genügend. Zudem ist Aluminium umstritten. Kritiker befürchten, dass es Brustkrebs und Alzheimer auslösen kann. Ein Laborversuch in Genf zeigte etwa, dass Aluminium die Brustzellen schädigen kann. Auch Cremes mit dem Wirkstoff Methenamin sind nicht besser. Damit lassen sich zwar ebenfalls die Schweissdrüsen verschliessen. Doch Fachleute raten eher ab. Denn Methenamin setzt in saurer Umgebung Formaldehyd frei. Es kann ebenfalls Krebs auslösen.
Wenn Aluminiumsalze nicht wirken, raten viele Ärzte zu einer Behandlung mit Botox. Sie spritzen das Nervengift in die Haut, dort lähmt es die Nerven der Schweissdrüsen für vier bis acht Monate. Doch auch Botox hat seine Tücken, wie Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Botox kann bei falscher Anwendung kleine Muskeln lähmen.» Weitere Nachteile: Eine Behandlung kostet 600 bis 1000 Franken und die Grundversicherung übernimmt die Kosten nicht. Zudem muss man sie nach vier bis zwölf Monaten wiederholen.
Bleiben all diese Methoden erfolglos, können Chirurgen die Schweissdrüsen unter den Achseln absaugen. Auch diese Methode ist aber nicht immer erfolgreich: «Zum Teil wachsen die Drüsen wieder nach und man muss die Operation wiederholen», sagt der Zürcher Hautarzt Erich Küng.
Wer ständig feuchte Hände hat und an den Füssen stark schwitzt, kann auch eine Behandlung mit Gleichstrom versuchen. Dabei hält man die Hände und die Füsse in eine flache Schale mit lauwarmem Wasser, durch welches schwacher Gleichstrom fliesst. «Wie es genau wirkt, ist nicht bekannt», sagt Küng. Bei gewissen Betroffenen bringe die Behandlung aber deutliche Verbesserungen. Er empfiehlt, sie «in den ersten zwei Wochen jeden Tag ein- bis zweimal zu machen». Danach könne man die Behandlung in grösseren Abständen durchführen – entweder beim Arzt oder in eigener Anwendung zu Hause. Geeignete Geräte gibts per Internet, sie sind mit Preisen bis zu 1300 Franken allerdings sehr teuer.
Chirurgische Eingriffe «sind die letzte Wahl»
Um das Schwitzen an den Händen zu unterbinden, durchtrennen Chirurgen zum Teil einzelne Nervenknoten. Der Nachteil: «Manche Leute schwitzen danach am restlichen Körper stärker», sagt der Fachmann Severin Läuchli. Sein Rat: «Chirurgische Eingriffe sollten immer die letzte Wahl sein. Denn man kann sie nicht rückgängig machen.»