Trockenpilze: Die teuersten schneiden am schlechtesten ab
Schimmel, Maden, falscher Inhalt: Ein Drittel der geprüften Trockenpilze waren in der saldo-Stichprobe ungenügend. Am besten schnitten günstige Produkte von Coop, Denner und Migros ab.
Inhalt
saldo 02/2009
02.02.2009
Letzte Aktualisierung:
03.02.2009
Irène Mayr, Sabine Rindlisbacher
Ein amtlich anerkannter Handelspilzkontrolleur hat im Auftrag von saldo 30 Trockenpilz-Proben untersucht (siehe unten). Geprüft wurden Herbsttrompeten, Steinpilze und Morcheln. Über ein Drittel der Pilze stammt aus China, ein knappes Drittel aus Osteuropa, der Rest aus Asien und Nordamerika. Alle Pilze kommen aus Wildbeständen und wurden im Ursprungsland getrocknet.
Morcheln Majestic: Ein Fünftel des Inhalts verschimmelt oder zersetzt
Ein amtlich anerkannter Handelspilzkontrolleur hat im Auftrag von saldo 30 Trockenpilz-Proben untersucht (siehe unten). Geprüft wurden Herbsttrompeten, Steinpilze und Morcheln. Über ein Drittel der Pilze stammt aus China, ein knappes Drittel aus Osteuropa, der Rest aus Asien und Nordamerika. Alle Pilze kommen aus Wildbeständen und wurden im Ursprungsland getrocknet.
Morcheln Majestic: Ein Fünftel des Inhalts verschimmelt oder zersetzt
Das unerfreuliche Resultat: Ein Drittel der Pilze musste als «ungenügend» eingestuft werden. Sie überschritten die zulässigen Grenzwerte – teilweise massiv. Am schlechtesten schnitten die Morcheln der Marke Majestic ab, die in der Gourmet Factory Kauffmann in Zürich 110 Franken pro 100 Gramm kosten. 22 Prozent des Inhalts waren verschimmelt oder schon zersetzt. Bereits 2004 schnitten getrocknete Majestic-Steinpilze von Pilzhändler Gustaf Gehrig bei einem «Kassensturz»-Test schlecht ab. Damals wollte der Importeur den Lieferanten wechseln.
Nadine Spillmann, Geschäftsführerin der Gourmet Factory Kauffmann, sagt: «Wir überprüfen die Pilze zurzeit mit unserem Lieferanten. Wenn die Pilze der Marke Majestic nachweislich Mängel haben, dann ziehen wir Konsequenzen. Wir sind bestrebt, nur einwandfreie Produkte an unsere Kundschaft zu verkaufen.»
Auf dem zweitletzten Platz landeten die Bio-Steinpilze von Globus. Sie waren zu 16 Prozent verwurmt, kosten aber mit Fr. 27.80 pro 100 Gramm fast dreimal so viel wie durchschnittliche Steinpilze. Globus-Sprecher Jürg Welti zu saldo: «Mit dem Produzenten zusammen haben wir entschieden, auf die Naturtrocknung zu verzichten und den Trocknungsprozess auf die Kammertrocknung, die bei höheren Temperaturen durchgeführt wird, zu reduzieren.»
Bei Wildpilzen sinnlose Bezeichnung «bio» als Argument für hohen Preis
Schlecht schnitten auch die Pilze aus der Vier Linden Bio-Insel und dem Reformhaus Müller ab. Beide Läden haben zugesichert, die Beanstandungen zu überprüfen. Vier Linden will die betroffenen Pilze ganz aus dem Sortiment nehmen.
Auffallend: Bei Produkten, bei denen die Herkunft der Pilze verschwiegen, zu wenig oder das Falsche eingepackt wurde, fand der Experte die meisten schadhaften Pilze. Fast alle ungenügenden Pilze werden zudem zweieinhalb bis fünfmal so teuer verkauft wie die meisten mit «gut» beurteilten Produkte.
Ärgerlich ist die beliebte Verwendung des Begriffs «bio», um die Pilze dann möglicherweise teurer zu verkaufen. Herbsttrompeten, Steinpilze und Morcheln sind Wildpilze. Man kann sie nicht züchten. «Sie wachsen nur in einer intakten Lebensgemeinschaft mit Bäumen im Wald», so Experte Xaver Schmid.
So wurde geprüft
Der amtlich anerkannte Handelspilzkontrolleur Xaver Schmid beurteilte die Pilze nach der Schweizerischen Speisepilze-Verordnung. Hier ist festgelegt, wie viele fehlerhafte Anteile die getrockneten Pilze höchstens haben dürfen. Neben dem korrekten Gewicht überprüfte der Experte die Proben auf Artenreinheit, Verwurmung, Schimmel, fremde Stoffe und Bruchstücke.
Untersucht wurde auch der «verkohlte Anteil». Dieser ist ein Hinweis darauf, dass die Pilze sich vor dem Trocknen bereits zersetzten, was zu Durchfall und Erbrechen führen kann. Sind die Pilze zu feucht, können sie beim Lagern auch nachträglich schimmeln. Die einzelnen Punkte ergeben zusammen die Gesamtfehlerzahl. Bei 0 bis 7 Prozent fehlerhaften Anteilen sind die Pilze gut, bei 7 bis 15 Prozent genügend, ab 15 Prozent ungenügend. Irreführende Deklarationen führten zu einem Abzug in der Schlusswertung.