Die Idee klingt bestechend: Es braucht nur noch eine einzige Pille, um Herzinfarkten vorzubeugen. Pharmafirmen und Forscher versprechen sich viel von dieser sogenannten Polypille. Sie kombiniert verschiedene Wirkstoffe, die Herz und Gefässe schützen sollen.
Jetzt ist in der Schweiz erstmals eine solche neuartige Pille auf dem Markt: Triveram. Sie enthält zwei Wirkstoffe gegen hohen Blutdruck und einen gegen das Cholesterin.
Doch Fachleute mahnen zur Vorsicht. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Solche Kombinationen können riskant sein.» Denn die Wirkstoffe beeinflussen sich gegenseitig. Patienten hätten dadurch oft mehr Nebenwirkungen als durch die einzelnen Wirkstoffe allein.
Zudem: Wenn Patienten neben Triveram noch weitere Medikamente benötigen, kann das schnell einen riskanten Cocktail ergeben. Thomas Walser: «Ab fünf Wirkstoffen wird es heikel.»
Das haben mehrere Studien bestätigt. Gerade bei älteren Patienten ist das Risiko hoch. Denn sie leiden häufig an mehreren Krankheiten, ihr Stoffwechsel kann die Medikamente aber nicht mehr so gut verarbeiten wie in jungen Jahren.
Studie: Kein besserer Schutz durch Polypillen
Die neue Pille ist bisher nur für Patienten zugelassen, die bereits alle drei Wirkstoffe einzeln eingenommen haben und diese gut vertragen. Laut Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser von der deutschen Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» komme Triveram daher nur für sehr wenige Patienten in Frage. Dies liegt laut Becker-Brüser auch daran, dass die drei Wirkstoffe von Triveram ohnehin nicht «die erste Wahl» seien, um Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte zu behandeln.
Pharmafirmen tüfteln seit über zehn Jahren an solchen Polypillen. Der Erfolg war bisher bescheiden, wie eine Übersichtsstudie der unabhängigen Experten der Cochrane Collaboration zeigte: Polypillen schützten nicht besser vor Herzinfarkt und Schlaganfall als bisherige Therapien. Sie verursachten aber deutlich häufiger Nebenwirkungen – viele Patienten setzten die Pille deshalb wieder ab.
Laut Hersteller Servier werden die Wirkstoffe von Triveram oft eingesetzt. Ihr Nutzen sei in Studien nachgewiesen. Die fixe Kombination verursache nicht mehr Neben- und Wechselwirkungen. Für die geeignete Therapie jedes Patienten sei der Arzt verantwortlich.