In meinem Briefkasten lag ein verschlossener Brief ohne Absender und Adresse. Auf dem Umschlag stand in Handschrift einzig «Vielen Dank im Voraus! Liesbeth». Gespannt öffnete ich das ­Couvert. Statt einer persönlichen Nachricht fand ich eine Broschüre samt Einzahlungsschein des Hilfswerks «Ärzte ohne Grenzen». Seine Generaldirektorin heisst Liesbeth Aelbrecht. Ich kenne sie nicht, wir sind auch nicht per Du. 

Ich habe nichts gegen die «Ärzte ohne Grenzen». Im Gegenteil: Sie erledigen einen wichtigen Job. Aber ich werde ungern verschaukelt. Deshalb kam diese Art von Spendenaufruf bei mir ganz schlecht an. Ob das der Grundstein für eine erfolgreiche Kampagne ist? Das Hilfswerk rechtfertigt sich damit, «Sendungen mit persönlicher Nachricht» ­seien in einem Testlauf am ­erfolgreichsten gewesen. 

Das zu glauben fällt mir schwer. Ich spende lieber ­einer Hilfsorganisation, die zu ihrem Namen steht – als ­einer Liesbeth, die mit billigen Werbetricks arbeitet.