Ein Grippepatient, der hustet und niest, schleudert kleine Tröpfchen mit Grippeviren in die Luft – und steckt so andere an. Auch über Gegenstände, auf denen sich Viren befinden, kann man sich anstecken.
Jetzt zeigt eine neue US-Studie: Die Luftfeuchtigkeit hat einen grossen Einfluss darauf, wie ansteckend diese Viren sind. In trockener Luft überleben die Viren viel länger als in feuchter Luft.
Die Forscher der Universität des Bundesstaates Illinois in Chicago konnten das beweisen, indem sie in einem Labor zwei Roboter aufstellten. Der eine Roboter gab Grippeviren in die Luft ab – wie ein Mensch, der hustet. Den zweiten Roboter hatten die Forscher so konstruiert, dass er die Grippeviren «einatmete». Die Wissenschafter massen, wie viele lebende Viren beim zweiten Roboter ankamen. Am meisten waren es bei einer Luftfeuchtigkeit von 23 Prozent. Am wenigsten Viren überlebten bei einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 43 Prozent.
Zu trockene Luft fördert Reizung der Schleimhäute
Laut Yves Thomas, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Influenza an der Universität Genf, bestätigt die neue amerikanische Forschungsarbeit die Ergebnisse aus früheren Tierversuchen mit Frettchen. «Der Einfluss der Luftfeuchtigkeit erklärt», so Thomas, «warum sich die Grippeepidemien in unseren Breitengraden im Winter ereignen.» Denn im Winter ist die Luft trockener als im Sommer. Es sei aber noch zu früh, um aus den Studienresultaten konkrete Empfehlungen für das Raumklima abzuleiten, kommentiert Thomas. Zuvor müsse man auch das Verhalten anderer Krankheitserreger wie zum Beispiel Noroviren oder Pneumokokken bei unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit untersuchen.
Ungeachtet dessen empfehlen Raumklimaexperten im Privathaushalt eine Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 50 Prozent (siehe «Gesundheitstipp» 1/2007). So kann man gereizte Schleimhäute und brennende Augen vermeiden. Dies schützt ebenfalls vor einer Ansteckung. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser erklärt: «Die höhere Luftfeuchtigkeit befeuchtet die Schleimhäute – und feuchte Schleimhäute nehmen Viren weniger gut auf.»
Raumklima: Zimmerpflanzen besser als Luftbefeuchter
Falls die Luft in der Wohnung zu trocken ist, kann man das mit einfachen Mitteln ändern. Wohnräume sollten nicht zu stark geheizt werden. Im Winter empfiehlt es sich, die Wohnung kurz und kräftig zu lüften, statt ein Kippfenster stundenlang schräg zu stellen. Auch Zimmerpflanzen sind gut fürs Raumklima. Hingegen ist ein Luftbefeuchter in der Regel nicht nötig. Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Luzerner Kantonsspital, rät sogar davon ab: «Je nach Typ des Geräts besteht die Gefahr, dass man in der Wohnung Pilze oder andere Keime verbreitet, wenn man sie ungenügend wartet.» Das könne zu Atemproblemen führen.
Grippeinfektion: So schützen Sie sich
- Waschen Sie die Hände mehrmals täglich mit Wasser und Seife.
- Fassen Sie mit den Fingern nicht an Nase, Mund und Augen.
- Niesen Sie in die Armbeuge. Husten Sie in ein Taschentuch. So schützen Sie andere Menschen vor einer Ansteckung.
- Bewegen Sie sich täglich mindestens eine halbe Stunde. So stärken Sie Ihr Immunsystem.
- Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie Grippesymptome spüren.