Corinne Jöhl (Name ­geändert) aus Genf ­arbeitete zu Hause gerade an einem Projekt. Im Internet suchte sie nach biogra­fischen Angaben zu einer deutschen Revolutionärin des 19. Jahrhunderts.

Plötzlich erschien auf dem Bildschirm ein buntes Fenster. «Ihr Computer ­wurde gesperrt, es wurden Viren gefunden», hiess es da. «Rufen Sie den Microsoft-­Dienst unter 026 588 02 99 an.» Wenn der Com­puter jetzt abgeschaltet ­werde, seien alle Daten definitiv verloren.

Schadsoftware eingeschleust

Jöhl versuchte das Bildschirmfenster zu schlies­sen – vergeblich. Darauf rief sie die angegebene Telefonnummer an: Eine Frau erklärte ihr, der Virus sei gravierend und müsse augenblicklich vom Computer entfernt werden. Es be­stehe grosse Gefahr, dass der gesamte PC-Inhalt verloren gehe. Erst auf mehrmalige Nachfrage hin gab die Frau zu, dass sie nichts mit Microsoft zu tun hat. Tatsächlich arbeitete sie für die Firma ­PCFix 911. Firmensitz sei Paris. Für eine System­analyse mit an­schlies­sender Reparatur verlangte sie 250 Euro. Jöhl stimmte zu und überwies das Geld per Kreditkarte. Bei der angeblichen Reparatur übernahm PCFix 911 dann via Fernzugriff die Kontrolle über Jöhls Computer und entsperrte ihn.

Die Genferin ist Betrügern aufg­esessen. PCFix 911 selber schleuste die Fehlermeldung auf Jöhls Com­puter­, um mit der «Repa­ratur» Geld zu ­machen. Die Schadsoftware ge­langte vermutlich mit ­einem virus­verseuchten E-Mail oder über eine gehackte Web­site auf ihren PC. Ein Anruf beim Bundesamt für Polizei gab Jöhl am nächsten Tag ­Gewissheit: Ihr Computer war von ­einem so­genannten Tro­janer be­fallen, also einem Com­puterschadprogramm.

Diese Betrugsmasche ist nicht nur in der Schweiz verbreitet: Auch in Deutschland und Frankreich beschweren sich viele Computerbenutzer über ähn­liche Vorfälle.

Bei einem Angriff richtig reagieren

Machen Sie regelmässig Backups auf Ihrem Computer. Das heisst: Erstellen Sie Sicherungskopien Ihrer Daten – am besten auf ­einer externen Festplatte. Dann müssen Sie bei ­einer Attacke wenigstens keinen Daten­verlust befürchten. Schadsoftware gelangt meist durch virenverseuchte E-Mails oder gehackte Websites auf ­einen Computer. Wenn Ihr Bildschirm plötzlich gesperrt ist und Sie eine Fehlermeldung sehen: Trennen Sie den Computer sofort von allen Netzwerken, und schalten Sie ihn aus. Oft verschwindet der Sperrbildschirm danach. Falls nicht: Das Betriebssystem neu installieren.