Statistisch gesehen streite ich mit meiner Frau am häufigsten zwischen 19 und 20 Uhr. Erschöpft sitzen wir auf dem Sofa. Die Kinder liegen im Bett, die verschmutzten Teller in der Küche. Meine Frau schaut mich an und sagt vorwurfsvoll: «Ist dir eigentlich noch nichts an mir aufgefallen? Bin ich etwa Luft für dich?» Ich starre sie an. Irgendetwas muss anders sein bei ihr: Frisur, Kleid, Schmuck, Make-up – aber was nur?

Die Schweizer Post leidet an etwas Ähnlichem wie meine Frau. Der Staatsbetrieb ist auf zwei Neuerungen enorm stolz: auf die Bezahlapp Twint und Wi-Fi im Postauto. Aber kaum jemand nimmt diese modischen Accessoires so richtig zur Kenntnis. Das zeigt die Rubrik «Promis über die Post» in der Personalzeitung. Die Redaktion stellt Promis sechs Fragen. Eine lautet: «Haben Sie Wi-Fi im Postauto bereits getestet?» Resultat: Von zehn befragten Promis antworteten neun mit Nein.  Eine andere Frage lautet: «Haben Sie Twint selbst schon mal getestet?» Ein einziger Promi hat das gemacht, sieben andere noch nicht. Das muss schmerzen. Wenn schon Eiskunstläuferin Sarah Meier die tollen Neuerungen nicht nutzt, wer dann? 

Bis vor einem Jahr fragte die Post-Personalzeitung die Berühmtheiten:«Kennen Sie Ihren Briefträger mit Namen?» Eine grosse Mehrheit unserer Promis antwortete mit Nein. Einen Grund dafür gibt Nicole Loeb, Verwaltungsrätin der Loeb Holding an: ­«Heute kommt praktisch jeden Tag ein anderer Briefträger oder eine andere Briefträgerin. Das macht es etwas schwieriger, sich die Namen zu merken.» 

Folgerichtig werden die Promis dazu nicht mehr befragt.