Zweifelhafte Impfkampagne
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saldo 2/2000
02.02.2000
Impfen gegen Mumps schützt nur beschränkt vor der Krankheit. Drei Viertel der Geimpften erkrankten 1999 trotzdem.
Handeln wir richtig?" Viele Eltern stellen sich diese Frage, wenn ihr Kind geimpft werden soll. Umso ärgerlicher, wenn das Kind trotz der Impfung erkrankt. Genau das passiert Tausenden von Kindern: 15 000 Personen sind letztes Jahr an Mumps erkrankt - fast drei Viertel von ihnen waren geimpft.
Dieses Versagen des Impfstoffes gibt den Experten zu denk...
Impfen gegen Mumps schützt nur beschränkt vor der Krankheit. Drei Viertel der Geimpften erkrankten 1999 trotzdem.
Handeln wir richtig?" Viele Eltern stellen sich diese Frage, wenn ihr Kind geimpft werden soll. Umso ärgerlicher, wenn das Kind trotz der Impfung erkrankt. Genau das passiert Tausenden von Kindern: 15 000 Personen sind letztes Jahr an Mumps erkrankt - fast drei Viertel von ihnen waren geimpft.
Dieses Versagen des Impfstoffes gibt den Experten zu denken. Denn obwohl in
der Schweiz seit 1987 die Mumpsimpfung empfohlen wird, kommt es immer wieder zu Mumpsepidemien.
Dank Impfung weniger schwere Mumpsfälle
Der Grund für die vielen Mumpsfälle ist ein schwacher Impfstoff. Er stammt vom Schweizer Hersteller Berna und wird meistens im kombinierten Produkt Triviraten (Masern, Mumps und Röteln) verwendet. Von vielen Ärzten wird dieses Produkt bevorzugt, weil es als nebenwirkungsarm gilt.
Alternative Impfstoffe werden aus Hühnerzellen gewonnen und geben wiede-rum aus einem anderen Grund zu reden: Sie könnten defekte Hühnerviren übertragen, die neue Krankheiten verursachen. "Zurzeit gibt es aber keine Hinweise, dass dies auch tatsächlich geschieht", erklärt Urs Hess, Impfmittelexperte vom Bundesamt für Gesundheit. Hess betont ausserdem: "Alle zugelassenen Impfmittel entsprechen unseren Qualitätsanforderungen." Es zeige sich vor allem, dass dank der
Impfungen die schwerwiegenden Mumpsfälle abgenommen hätten, so Hess.
Die Impfung bleibt aber umstritten. Rund 20 Prozent der Eltern lassen ihr Kind nicht gemäss Impfplan impfen. "Kleinkinder sollten nicht gegen Mumps geimpft werden, denn nur wer Mumps durchmacht, ist auch ein Leben lang dagegen geschützt", sagt der Luzerner Hausarzt Peter Mattmann. Er ist Mitglied der "Ärztegruppe für differenziertes Impfen". Bei Mumps empfehlen diese Ärzte: warten bis zur Pubertät und impfen, falls das Kind die Krankheit nicht schon gehabt hat. Denn: "Die schweren Verläufe nimmt Mumps meistens nur im Erwachsenenalter", sagt Mattmann.
Impfen oder nicht? Die Antwort lautet: Ja, aber später.
Pasquale Ferrara
Buchtipp: "Impfen. Grundlagen für einen persönlichen Impfentscheid." Ratgeber der Stiftung für Konsumentenschutz. Erhältlich für 10 Franken plus Versandkosten bei der SKS, Stichwort "Impfen", Postfach, 3000 Bern 23, Telefon 031 307 40 40.