Ohne Brille oder Kontaktlinsen gut sehen – davon träumte auch Joel Simmen (28) aus Oberdürnten ZH. Er sah nicht gut in die Ferne. Vor zweieinhalb Jahren liess er sich im Zürcher Laserzentrum «Youseezüri» die Augen lasern. Bei der sogenannten Femto-Lasik schneidet ein Laser eine Schicht der Hornhaut auf und klappt sie zur Seite. Dann korrigiert ein weiterer Laser die Sehschärfe.
Simmen zahlte für die Operation rund 1500 Franken pro Auge. Einige Tage später stellte er fest, dass bei seinen Augen etwas nicht stimmte: «Ich sah Blitze, und ein schwarzer Balken verdeckte meine Nase.» Das sind Anzeichen dafür, dass sich die Netzhaut vom Auge löst – ein Notfall. Behandelt man die Krankheit nicht, kann man innert weniger Wochen erblinden.
Isaak Schipper ist ehemaliger Chef der Augenklinik am Luzerner Kantonsspital. Er sagt, es gebe mehrere Berichte über Netzhautablösungen nach einem Lasik-Eingriff. «Ich habe solche Fälle selber erlebt.» Ein Zusammenhang sei wissenschaftlich nicht nachgewiesen, lasse sich aber schwer ausschliessen.
Simmen rief bei «Youseezüri» an. Dort gab man ihm erst sieben Tage später einen Termin. Der Augenarzt des Zentrums überwies ihn dann in die Klinik IROC in Zürich. Der Arzt dort war Professor Theo Seiler. Er wiegelte gegenüber Simmen ab: Es gebe nichts Beunruhigendes.
Laut Seilers Bericht zeigten sich «keine versorgungsbedürftigen Areale». Simmen solle in drei Monaten wieder zur Kontrolle kommen. «Ich hatte das Gefühl, dass er mich nicht ernst nahm», sagt Simmen.
Als seine Beschwerden nicht verschwanden, ging er zwei Wochen später zu einem anderen Augenarzt. Die Diagnose: Die Netzhaut hatte sich gelöst. Der Arzt überwies Simmen an das Unispital Zürich. Dort operierte man ihn erneut.
Für Isaak Schipper ist es «inakzeptabel, dass Youseezüri die Beschwerden des Kunden ignorierte».
Am rechten Auge entwickelte sich der graue Star
Joel Simmen kämpft heute noch mit Augenproblemen. Mit dem rechten Auge sieht er nicht mehr gut in die Nähe. Gerade Linien nimmt er wellenförmig wahr. Am Computer bekommt der Informatiker schnell Kopfweh. Zudem hat er am rechten Auge den grauen Star, den er bereits operieren und nachkorrigieren liess. Und: Simmen braucht wieder eine Brille. «Es war alles umsonst», sagt er.
Der Sohn von Professor Theo Seiler heisst Theo G. Seiler. Dieser leitet als Arzt «Youseezüri» und ist Geschäftsführer der Klinik IROC. Er schreibt auf Anfrage, es gebe keinen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Netzhautablösung und Lasikoperation. Er verwies auf eine Meta-Analyse von 2019. Auch für die deutsche Kommission für refraktive Chirurgie sei die Netzhautablösung keine Folge von Lasikoperationen. Bei den Kontrollterminen habe «lediglich ein unglücklicher zeitlicher Zusammenhang» vorgelegen.
Augen lasern: Das sollten Sie beachten
• Informieren Sie sich im Voraus über die Praxis und die Augenärzte. Fragen Sie, seit wann und wie häufig die Ärzte die Operation durchführen.
• Wählen Sie eine Praxis, in der Sie immer denselben Arzt als Ansprechperson haben. Der Augenarzt sollte die Augen vor dem Eingriff gründlich untersuchen.
• Lassen Sie sich die Risiken des Eingriffs erklären. Stellen Sie alle Fragen, die Sie haben. Wägen Sie ab, ob Ihnen Brillenfreiheit die Risiken wert ist.
• Holen Sie eine Zweitmeinung ein, wenn Sie Zweifel haben.
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