Laut dem Bundesamt für Gesundheit sollten sich jetzt alle Senioren gegen Pneumokokken impfen lassen. Das schützt sie angeblich vor schweren Lungenentzündungen durch diese Bakterien. Der Zeitpunkt für die neue Empfehlung ist nicht zufällig: Im vergangenen Jahr kam der Impfstoff Vaxneuvance von MSD auf den Markt. Ein weiterer – Apexxnar von Pfizer – dürfte bald den Segen der Arzneimittelbehörde erhalten.

Doch Fachleute sehen weiterhin keinen Grund, alle älteren Leute zu impfen. Laut der Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» ist bei den Impfstoffen nicht ausreichend belegt, dass sie Krankheits- und Todesfälle verhindern.

Langfristige Risiken sind nicht geklärt

Aussagekräftige Studien gibt es lediglich zum älteren Impfstoff Prevenar. Bei diesem war der Nutzen ebenfalls gering: Rund 1200 Personen müssten sich impfen lassen, um innert vier Jahren einen einzigen schweren Krankheitsfall zu verhindern. Auch die Zahl der Todesfälle sinkt nicht. Das zeigte im Jahr 2015 eine Studie mit rund 85'000 Patienten in den Niederlanden.

Der Arzt Peter Mattmann aus Kriens LU hält es ebenfalls für «fraglich», dass die Impfstoffe gut schützen. Zudem weiss man laut Mattmann zu wenig über langfrist­ige Risiken – zum Beispiel in Bezug auf Aluminium, das diese Impfstoffe als Wirkverstärker enthalten.

Die Experten des «Arznei-Telegramm» empfehlen die Impfung weiterhin nur Personen mit einem erhöhten Risiko. Dazu zählen Leute mit geschwächtem Immunsystem, Krebs, Diabetes oder Lungenkrankheiten.

Das Bundesamt für Gesundheit schreibt, ein höheres Alter sei ein Risikofaktor. Man habe seit über zehn Jahren Erfahrung mit solchen Impfstoffen. Sie hätten sich als sicher erwiesen. Die Hersteller Pfizer und MSD verweisen auf die Empfehlungen des Bundes und auf die Arzneimittelbehörde. Diese habe die bisher zugelassenen Impfstoffe als sicher und wirksam berurteilt.