Manche Diabetiker müssen zwei- bis dreimal täglich Insulin spritzen. Mit dem neuen Insulin Tresiba ist das nur einmal im Tag nötig. Es wird verzögert im Blut aufgenommen und wirkt deshalb länger als andere Präparate. Die Arzneimittelbehörde Swissmedic hat Tresiba im März zugelassen. In den USA aber ist der Verkauf verboten. Die dortige Arzneimittelbehörde FDA warnt, Tresiba könne die Gefahr von Herzinfarkten und Hirnschlägen erhöhen. Die Behörde hat angeordnet, dass der Hersteller Novo Nordisk zusätzliche Studien durchführen muss.

Etzel Gysling, Arzt und Herausgeber der Fachzeitschrift «Pharma-Kritik», findet den Entscheid der USA richtig: «Beim aktuellen Datenstand sollte Tresiba nicht zugelassen werden.» 

Pikant: Swissmedic kannte die Bedenken der US-Behörde, als sie Tresiba zuliess. Das räumt Sprecher Daniel Lüthi ein. Die Zeichen für ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten seien aber «nicht eindeutig». 


Studien bestätigen erhöhte Gefahr

Inzwischen habe Novo Nor­disk weitere Studien nachgereicht. Sie bestätigen laut Lüthi die Hinweise auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Dennoch will Swissmedic Tresiba nicht vom Markt nehmen. Stattdessen hat die Schweizer Behörde bei Novo Nordisk bis Ende Oktober eine «neue, umfassende Analyse des Risikos» bestellt. Swissmedic behalte sich vor, daraufhin Nutzen und Risiko des Insulins neu zu beurteilen, sagt Lüthi.

Novo Nordisk schreibt, Studien mit mehr als 11 000 Diabetikern hätten gezeigt, dass es «keine Unterschiede» zwischen Tresiba und anderen Insulinpräparaten gebe, was das Risiko fürs Herz betrifft. Herzkrankheiten würden «sehr selten» auftreten.