Letzte Ruhe im Kartonsarg
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K-Tipp 12/2000
14.06.2000
ns den Krematorien bereitet die "Peacebox" Kopfzerbrechen. Wolfgang Bulla, Leiter des Stadtz?rcher Krematoriums Nordheim: "Der niedrige Energiewert des Kartons und die Verunreinigung des Ofens durch Kartonpartikel sind ein echtes Problem." Im Klartext: Der Karton liefert zu wenig W?rme, die Russpartikel verkleben den Ofen.
Doch bei Erdbestattungen ist die "Peacebox" herk?mmlichen Holzs?rgen ?berlegen. Der Altdorfer Tony Linder, Spezialist f?r Exhumationen: "Unsere Erfahrungen sind durchwe...
ns den Krematorien bereitet die "Peacebox" Kopfzerbrechen. Wolfgang Bulla, Leiter des Stadtz?rcher Krematoriums Nordheim: "Der niedrige Energiewert des Kartons und die Verunreinigung des Ofens durch Kartonpartikel sind ein echtes Problem." Im Klartext: Der Karton liefert zu wenig W?rme, die Russpartikel verkleben den Ofen.
Doch bei Erdbestattungen ist die "Peacebox" herk?mmlichen Holzs?rgen ?berlegen. Der Altdorfer Tony Linder, Spezialist f?r Exhumationen: "Unsere Erfahrungen sind durchwegs positiv. Die Leichen bauen sich schnell ab, der Karton l?st sich schon nach einem Monat auf." Ein Holzsarg brauche daf?r sechs bis acht Jahre.
Zudem sind die Kartons?rge mit Fr. 112.50 (Grosshandelspreis) unschlagbar g?nstig. Zum Vergleich: Der billigste Holzsarg ("Sperrholz einfach") darf gem?ss den Empfehlungen des Schweizerischen Verbandes der Bestattungsdienste (SVB) rund 700 Franken kosten.
Grosse Sarghersteller verlangen bedeutend weniger f?r h?lzerne Billigs?rge: der St.Galler Ren? Reimann 419 Franken, Hans Gerber aus Lindau ZH 350 Franken. Und die Stadt Z?rich zahlt f?r ihren "Sarg Nr. 0" gar nur Fr. 143.50.
Brancheninsider sprechen denn auch unumwunden von mafia-?hnlichen Methoden, um Pidoux vom lukrativen Schweizer Markt fern zu halten. So verwundert es nicht, dass keines der vom K-Tip angefragten Bestattungsinstitute die "Peacebox" im Angebot f?hrt.
Viele schieben ethische Gr?nde vor, wie SVB-Pr?sident Schrag: "Ich w?rde meinen Vater ja auch nicht in einer Kartonschachtel begraben wollen." Nur grosse Sargproduzenten wie Hans Gerber geben offen zu: "Wir konkurrenzieren uns doch nicht mit einem Fremdprodukt." Hinter vorgehaltener Hand gestehen jedoch einige: "An der ‹Peacebox› verdient man nichts. Deshalb hat sie auch kein privater Bestatter im Angebot."
Sch?ne Motive statt schmuckloser Karton
Die einzige Deutschschweizer Gemeinde, die den Kartonsarg seit vier Jahren ben?tzt, ist Kreuzlingen TG. Der zust?ndige Bestattungsbeamte Franz Kronenberg widerspricht allen Mutmassungen privater Bestattungsunternehmer: "Probleme mit der ‹Peacebox› hatten wir keine. Ich w?sste nicht, weshalb."
DasSchuhschachtel-Problem l?st Kreuzlingen elegant. F?r die Dauer der Zeremonie st?lpen die Bestatter einen h?lzernen ?bersarg mit sch?nen Motiven und edlen Traggriffen ?ber die "Peacebox". Den Karton bekommt die Trauergemeinde so gar nicht zu Gesicht.
Um gute Ideen