Auskunftsdienste - 111 hat Konkurrenz erhalten
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saldo 13/2001
29.08.2001
Seit drei Monaten haben die Anrufer erstmals die Wahl zwischen zwei Auskunftsdiensten. saldo hat die Anbieter verglichen.
Wer eine Telefonauskunft will, hat seit Anfang Juni die Wahl zwischen der 111er-Nummer der Swisscom und der neuen 1850er-Nummer von Conduit Europe. Mit je 50 Anrufen hat saldo die beiden Anbieter getestet. Angerufen wurde zu verschiedenen Tageszeiten, vom Festnetz und vom Handy aus, mit unterschiedlich vollständigen Angaben.
Nach 50 Anrufen hatt...
Seit drei Monaten haben die Anrufer erstmals die Wahl zwischen zwei Auskunftsdiensten. saldo hat die Anbieter verglichen.
Wer eine Telefonauskunft will, hat seit Anfang Juni die Wahl zwischen der 111er-Nummer der Swisscom und der neuen 1850er-Nummer von Conduit Europe. Mit je 50 Anrufen hat saldo die beiden Anbieter getestet. Angerufen wurde zu verschiedenen Tageszeiten, vom Festnetz und vom Handy aus, mit unterschiedlich vollständigen Angaben.
Nach 50 Anrufen hatte 111 die Nase vorn. Bei 35 Prozent der Testanrufe war die bekannteste Nummer der Schweiz schneller und günstiger. 1850 gelang dies bei 25 Prozent der Anfragen.
Conduit: Nimmt Anrufe sehr schnell entgegen
Die schnelle Antwort startete bei der Swisscom allerdings alles andere als schnell. Durchschnittlich verstrich fast eine halbe Minute, bevor sich ein Mitarbeiter meldete. Bei 1850 wurde in der Regel innerhalb von 5 Sekunden abgenommen, nur zweimal meldete sich ein Band mit der Meldung, dass alle Leitungen zurzeit besetzt seien.
Danach wickelten sich die Auskunftsgespräche beinahe gleich ab. Bei Anfragen mit vollständigen Angaben war man bei beiden Anbietern meist innerhalb einer halben Minute im Besitz der richtigen Nummer. Einziger Unterschied: Bei der Swisscom kam die Nummer vom Band, bei Conduit wurde sie vom Mitarbeiter vorgelesen. Die Gebühren für die Gespräche beliefen sich von 1.70 bis 2 Franken.
Swisscom: Tiefe Tarife, routinierte Mitarbeiter
Wird den Damen und Herren am anderen Ende des Drahtes jedoch eine kleine Recherchearbeit abverlangt, bietet Swisscom dank den tieferen Tarifen und der offenbar grösseren Routine der Mitarbeiter die günstigere Auskunft.
Eindeutig besser schnitt die Swisscom auch bei internationalen Auskünften ab. Die Frage nach einer Telefonnummer war bei 1850 bei allen Anrufen teurer und dauerte entsprechend länger. Sobald die Angaben nach der gesuchten Person im Ausland unvollständig waren, kamen die Conduit-Mitarbeiter ins Schwimmen, während ihre Kollegen bei der Swisscom mit wenigen Angaben meist zum Ziel kamen.
Tiefpunkt bei Conduit: Die Suche nach einer Telefonnummer in Frankreich nur anhand des Namens und des Departementes war auch nach vier Minuten nicht erfolgreich. Die Mitarbeiterin gab auf und versprach zurückzurufen, sobald die Nummer gefunden sei. Der Rückruf allerdings blieb aus.
«Die internationalen Anfragen leiten wir an unser Mutterhaus in Irland weiter. Dort arbeiten wir am Ausbau des Services für unsere Schweizer Kunden», begründet Conduit-Geschäftsführer Frank Beer die schwache Leistung. «Bei den nationalen Auskünften haben wir ein gutes Resultat erzielt, gemessen daran, dass wir erst seit drei Monaten auf dem Markt sind.» Conduit will den Service laufend verbessern. Eine flexiblere Tarifstruktur stehe zur Diskussion.
Dem Neueinsteiger im Auskunftsgeschäft muss man zugute halten, dasss die Swisscom nach wie vor einige Vorteile geniesst, die aus der ehemaligen Monopolstellung resultieren. Direkt verbinden darf auf Grund des Fernmeldegesetzes bisher nur die Swisscom. Dies soll sich aber laut Roberto Rivola vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) bald ändern. Im Oktober will der Bundesrat entscheiden, ob und wann die Konkurrenz Gespräche direkt weiterverbinden darf. Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt bestimmt der Bundesrat die Galgenfrist für die dreistellige Nummer 111, die dann von einer vierstelligen Nummer abgelöst wird.
Swisscom testet automatisierten Auskunftsdienst
Die Swisscom schaut dem Abbau ihrer Monopolstellung nicht tatenlos zu. Seit zwei Wochen läuft ein Test mit einer computerbedienten Auskunft. Unter der Nummer 0800 829 829 meldet sich eine Computerstimme zu Wort. Freundlich, aber bestimmt wird nach dem Wunsch gefragt, und wenige Sekunden später liest die virtuelle Dame mit mehr oder weniger hoher Trefferquote Adresse und Telefonnummer vor. Vorläufig können jedoch nur Nummern der Vorwahl 041 abgefragt werden.
Monika Balmer
Tarifunterschiede - Klarer Tarif bei 1850, Zahlendschungel bei 111
Bei der Swisscom liegt die Grundgebühr bei nationalen Auskünften bei Fr. 1.60. Die erste Minute kostet auf dem Festnetz 25 Rappen, für Anrufe vom Handy 79 Rappen. Jede weitere Minute schlägt je nach Tageszeit mit 10 oder 20 Rappen zu Buche, beim Handy gilt je nach Tarif und Tageszeit eine Gebühr zwischen 20 und 99 Rappen.
Die Gebührenstruktur bei 1850 ist bedeutend einfacher: Der Grundtarif liegt bei 1 Franken, anschliessend kostet jede weitere Minute ebenfalls 1 Franken.
Wer selbst eine Nummer suchen will, konsultiert am besten das Internet. Bei www.telsearch.ch oder www.pearsoft.ch sind die Datenbanken nicht immer ganz aktuell, aber kostenlos und benutzerfreundlich.