Chia-Samen aus Lateinamerika finden als hochgelobtes «Super-Lebensmittel» immer mehr Anhänger. Diese mischen die schwarz-grauen Körnchen ins Müesli, machen daraus einen Chia-Pudding oder peppen Brot, Salat und Smoothies damit auf. ChiaSamen gibt es unterdessen nicht nur in jedem Reformhaus zu kaufen, sondern auch in vielen Grossverteilern – meistens in Bio-Qualität.
Jetzt zeigt eine Stichprobe des Gesundheitstipp: Trotz Bio-Label sind einige Produkte mit Pestiziden belastet. Das Labor fand in drei von zehn Proben Rückstände des Insektenkillers Pirimiphos-methyl. Am meisten war in den «Naturaplan Bio Chia-Samen» von Coop: 41 Mikrogramm pro Kilo. Das erreicht beinahe den Grenzwert von 50 Mikrogramm für konventionell angebaute Produkte. Auch in den Bio-Chia- Samen von Aldi und Migros war das Insektengift zu finden.
Übelkeit und Herzprobleme
Für Pestizid-Expertin Christiane Huxdorff von Greenpeace Deutschland ist klar: «In Bio-Produkten darf dieser Stoff auf keinen Fall auftauchen.» Produzenten verwenden das Insektengift, um Lagerhäuser von Vorratsschädlingen zu reinigen. Sie spritzen es dort auch direkt auf Samen und Getreide.
Pirimiphos-methyl ist ein Nervengift. Es sei auch für Wasserlebewesen und Bienen «sehr gefährlich», sagt Huxdorff. Das Gift steht bei Greenpeace auf der «schwarzen Liste der gefährlichsten Pestizide». Laut Nicolas Roth vom Zentrum für angewandte Humantoxikologie in Basel kann das Nervengift in grösseren Mengen Beschwerden wie Übelkeit, Schwindel sowie Atem- und Herzprobleme verursachen. Das gilt zum Beispiel, wenn Menschen im Beruf regelmässig mit dem Gift in Kontakt kommen. Für Konsumenten stellten die in den Chia- Samen gemessenen Mengen des Insektengifts kein unmittelbares gesundheitliches Risiko dar, sagt Nicolas Roth.
Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft darf das Peestizid in Bio-Betrieben zwar eingesetzt werden, um leere Lagerräume zu behandeln – vorausgesetzt, es verunreinigt keine Lebensmittel, die man später dort lagert. Um solche Risiken zu vermeiden, gebe es für Bio-Betriebe bessere Methoden gegen Vorratsschädlinge, wie zum Beispiel die Behandlung mit Wärme.
Laut Herstellern wurden die Chia-Samen vor dem Verkauf geprüft, unerlaubte Rückstände habe man keine gefunden. Die betroffenen Chargen würden nochmals untersucht. Die Migros schreibt, die «sehr geringe Konzentration» deute auf eine «unabsichtliche Verunreinigung» hin. Ihr Lieferant habe die betroffene Ware im Lager sofort gesperrt. Auch Coop ist aufgrund der gemessenen Rückstände überzeugt, dass «ein willentlicher Einsatz des Pestizids ausgeschlossen» ist. Coop vermutet, dass die Samen während des Transports oder bei der Lagerung verunreinigt wurden.