Das Märchen von der sicheren hohen Rendite
Mit der Sparversicherung FlexSave verspricht Swiss Life «chancenreiches Sparen mit Garantie» dank dem Schweizer Aktienindex SMI. Was der Versicherungskonzern verschweigt: Kunden erhalten keine Dividenden.
Inhalt
K-Geld 05/2013
23.10.2013
Letzte Aktualisierung:
13.03.2015
Bernhard Bircher
Theodor Strittmatter (Name geändert) aus Luzern war erstaunt, als ihm sein Swiss-Life-Berater die Lebensversicherung FlexSave nahelegte: Sie biete gleichzeitig «hohe Renditechancen» und «hohe Sicherheit». Denn Strittmatter kennt eine Grundregel bei Geldanlagen: Mehr Rendite bedeutet immer auch höhere Risiken. Die Empfehlung seines Beraters erschien Strittmatter deshalb widersprüchlich. Swiss Life hat ihm eine jährliche Rendite von &la...
Theodor Strittmatter (Name geändert) aus Luzern war erstaunt, als ihm sein Swiss-Life-Berater die Lebensversicherung FlexSave nahelegte: Sie biete gleichzeitig «hohe Renditechancen» und «hohe Sicherheit». Denn Strittmatter kennt eine Grundregel bei Geldanlagen: Mehr Rendite bedeutet immer auch höhere Risiken. Die Empfehlung seines Beraters erschien Strittmatter deshalb widersprüchlich. Swiss Life hat ihm eine jährliche Rendite von «3 bis 4 Prozent» in Aussicht gestellt.
FlexSave ist eine wenig transparente Sparversicherung. Der Kunde beteiligt sich mit einem in der Höhe unbekannten Sparteil seiner Prämie am Schweizer Börsenleitindex SMI. Konkret: Swiss Life spekuliert mit diesem Teil der Kundenprämie auf die SMI-Entwicklung – mithilfe von teuren Optionsgeschäften. Das sind riskante Wetten mit Hebeleffekt. Entwickelt sich der SMI-Aktienindex positiv, gewinnt auch der Kunde.
Aber die dem Kunden anrechenbare monatliche Rendite ist nach oben begrenzt. Dieser Maximalwert ist laut Swiss Life «abhängig vom aktuellen Marktumfeld und kann jährlich von Swiss Life angepasst werden». Vom 1. Februar 2013 bis 31. Januar 2014 liegt das Gewinnmaximum für Kunden bei 2,2 Prozent pro Monat. Das heisst: Liegt die SMI-Rendite darüber, klingelt die Kasse nur für Swiss Life.
Absicherung der Gewinne bezahlt man mit einer Renditebegrenzung
Das aus der Indexbeteiligung allenfalls gewonnene Kapital wird jährlich abgesichert, das heisst, der Kunde kann es nicht mehr verlieren. Damit steigt die Höhe der garantierten Auszahlung im Todes- oder Erlebensfall. Florian Schubiger von der Vermögenspartner AG in Winterthur sagt dazu: «Eine solche Absicherung geht aber immer einher mit einer Renditebegrenzung nach oben.»
Was Swiss Life im Faktenblatt nicht erwähnt: Der SMI ist ein Preisindex, bei dem die Gewinnausschüttungen (Dividenden) an die Aktionäre nicht berücksichtigt sind. Einem FlexSave-Sparer geht so viel Geld durch die Lappen. Gemäss Zahlen des Wirtschaftsdienstes Bloomberg lag die Dividendenrendite der SMI-Unternehmen
im Jahr 2012 bei durchschnittlich 3 Prozent.
Dajan Roman von Swiss Life schreibt dazu: «Bei FlexSave werden nicht Aktien gekauft, die Dividenden abwerfen, sondern Call-Optionen. Die beziehen sich rein auf die SMI-Kursentwicklung.»
Viele Zuschriften enttäuschter Kunden an die K-Geld-Beratung zeigen: Mit gemischten Lebensversicherungen Geld zu sparen ist eine schlechte Idee. Grund: Lebensversicherungen mit Sparteil rentieren oft schlecht (siehe K-Geld 3/11). Die Gebühren sind hoch und die Flexibilität sowie die Transparenz ist klein. In der Produktbeschreibung von Swiss Life fehlen denn auch konkrete Angaben zu den jährlichen Kosten von FlexSave. Swiss Life macht dazu «aus Konkurrenzgründen» keine Angaben.
Hinzu kommt das Problem aller Lebensversicherungen: Wer in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss den Vertrag kündigt, erleidet einen sogenannten Rückkaufsverlust. Beispiel: Ein 40-jähriger Mann, der FlexSave für 25 Jahre abschliesst und eine Jahresprämie von 3000 Franken bezahlt, erhält nach einem Jahr Vertragsdauer nur noch garantiert 1559 Franken zurück – rund die Hälfte seiner Einzahlung. Und auch nach fünf Jahren Vertragsdauer verliert der Mann noch ein Drittel seiner bezahlten Jahresprämien.