Norbert Kümin fährt in schwarzer Lederkluft um die Kurve. Hinter ihm folgen zwei ­weitere Motorräder. Kümin ist mit seinen Freunden unterwegs. Das ist für ihn «ein wertvoller Ausgleich» zum Leben mit seiner Frau. Séverina Kümin ist psychisch krank. Sie war 30 Mal in der Klinik, hat mehrmals versucht, sich das Leben zu nehmen. Kümin hat deswegen «schwarze Tage».

Wenn Menschen psychisch erkranken, ­kommen ihre Angehörigen an Grenzen. Das zeigt der Schweizer Dokumentarfilm «Geprüfte Liebe». Dieter Gränicher begleitet Paare in ihrem Alltag und schaut mit ihnen auf die schlimmsten Zeiten zurück. 

Dabei beschönigt der Film nichts. Eine andere Betroffene, Heidi Mettler, gibt zu, dass sie sich überlegt hat, ihren Mann zu verlassen. Er hat Schizophrenie, lange war er in der Klinik. Und seine Frau stand mit vier Kindern alleine da. «Ich war überfordert», sagt sie. 

Dennoch deprimiert die Dokumentation nicht – im Gegenteil. Denn Gränicher filmt die ­Paare auch in schönen Momenten – an einem Geburtstagsfest, an ­einem Kegelabend oder an der Fasnacht. Und sie bleiben zusammen, trotz Krisen. So wollte Norbert Kümin diese Beziehung nie aufgeben. Auch ­Heidi Mettler blieb bei ihrem Mann und krempelte das Familienleben um. Sie suchte sich einen Job und übernahm die Rolle der Ernährerin. Thomas Mettler macht den Haushalt. Seine Frau sagt: «Wenn ich nach der Arbeit heimkomme, wartet da der Mann, den ich gerne habe.»

Solche Szenen berühren, nicht nur Betroffene, sondern alle. Sie zeigen, dass ­Paare die Hölle durchmachen und trotzdem zusammenhalten können.

Sehr empfehlenswert

«Geprüfte Liebe»; 2015, auf Schweizerdeutsch. 

Zu bestellen unter www.promentesana.ch