Als ihr Vater starb, liess Sara Pieretti aus Zürich seine Asche zu einem Diamanten verarbeiten. Die Entscheidung dazu fiel ihr leicht: «Als ich von der Diamantbestattung hörte, wusste ich: Das ist es.» Solche Diamanten nennt man Erinnerungsdiamanten (siehe auch Kasten). Das Unternehmen Algordanza in Domat/Ems GR isoliert dazu den Kohlenstoff aus der Asche und wandelt ihn unter hohem Druck und hoher Temperatur in Graphit um. Daraus entsteht schliesslich der Diamant.
Die Idee dahinter: Menschliche Körper sind vergänglich, Diamanten bestehen für immer. Die Diamantbestattung ist nur ein Beispiel der zahlreichen neuen Bestattungsformen. Immer mehr Menschen suchen nach einer Alternative zur traditionellen Feuer- und Erdbestattung. David Plüss, Professor an der Theologischen Fakultät der Universität Bern, sagt: «Die Kirche wird immer weniger wichtig und Traditionen im Umgang mit dem Tod verlieren an Bedeutung.» Gleichzeitig steige der Wunsch vieler Menschen, ihren Tod individuell zu gestalten.
Verstreuen in der Natur: Teils Bewilligung nötig
Beliebt ist das Verstreuen der Asche in der Natur. Allerdings ist das nur dort erlaubt, wo es niemanden stört. Denn manchmal enthält die Asche Knochenstücke. Gewisse Kantone oder Gemeinden machen zudem Auflagen, manchmal braucht es eine Bewilligung.
Wer die Asche auf einem See oder Fluss verstreuen möchte, sollte zuerst beim kantonalen Gewässerschutz nachfragen, was erlaubt ist. An Seeufern in einem Naturschutzgebiet ist das Verstreuen in der Regel verboten. Man nimmt die Urne mit auf ein Schiff und verstreut die Asche im Wasser.
In den Bergen ist eine abgelegene Wiese geeigneter als ein beliebter Aussichtspunkt. Auch in diesem Fall ist es besser, wenn man sich im Vorfeld beim kantonalen Friedhofsamt über die Regeln informiert. Wenn man die Asche auf einer privaten Wiese verstreuen möchte, sollte man den Eigentümer um Erlaubnis fragen.
«Viele brauchen einen Ort zum Trauern»
Bei all diesen Bestattungsformen sollte man sich jedoch bewusst sein: Es gibt kein Grab, das man besuchen kann. Der Winterthurer Notfallpsychologe Michael Freudiger sagt: «Für manche Menschen ist das schwierig. Viele brauchen einen Ort zum Trauern.»
Bestattungsunternehmen verstreuen die Asche auch aus dem Helikopter oder Flugzeug oder von einem Heissluftballon aus. Eine solche Luftbestattung kostet aber meistens mehrere Hundert Franken. Auch das hat Nachteile, wie Theologe David Plüss sagt: «Man schliesst womöglich Menschen aus, die gerne Abschied nehmen möchten.» In einem Heissluftballon oder Helikopter haben nur wenige Personen Platz, zudem gibt es auch hier keine Grabstätte.
Agnes Metzger aus Magden AG bestattete ihren Mann bei den Wurzeln eines Baums im Wald. Ein Förster oder ein Bestattungsunternehmen wählt dazu verschiedene Bäume aus. Die Angehörigen entscheiden sich für einen der Bäume und schütten die Asche in ein Loch bei den Wurzeln. Agnes Metzger bedeutet dieser Baum viel: «Hier kann ich um meinen Mann trauern und mit ihm reden, ohne dass mir jemand zuhört. Und die Natur ist wunderschön.»
Die 86-jährige Ala Tschanz aus Bern möchte hingegen traditionell kremiert und dann in einem Gemeinschaftsgrab ohne Namenstafel begraben werden. Anstelle eines Grabsteins steht dort eine Skulptur. Ala Tschanz sagt: «Mein Sohn soll sich nicht dazu verpflichtet fühlen, sich um mein Grab kümmern zu müssen.»
Diese Bestattungsformen gibt es:
Erdbestattung: Verstorbene werden in einem Sarg begraben. Ausserhalb eines Friedhofs ist das nicht erlaubt. Es gibt Einzel- und Familiengräber.
Gruftbestattung: Verstorbene werden in einem ausbetonierten, verschlossenen Raum auf dem Friedhof bestattet. Eine Gruft kann ober- oder unterhalb der Erde sein. Diese Bestattungsart gibt es vor allem im Tessin, in der Westschweiz und in Klöstern.
Urnenbestattung: Man kremiert Verstorbene. Die Urne mit der Asche wird dann in einem Kolumbarium – eine Wand mit Nischen – auf dem Friedhof aufbewahrt.
Gemeinschaftsgrab: Man setzt die Asche mehrerer Menschen am selben Ort unter der Erde bei. Es gibt Gräber mit und ohne Namensnennung.
Verstreuen der Asche in der Natur: Die Asche des Verstorbenen verstreut man auf einer Bergwiese, auf einem See oder bei der Luftbestattung aus dem Helikopter, Flugzeug oder Ballon.
Baumbestattung: Die Asche des Verstorbenen wird bei den Wurzeln eines Baums im Wald beigesetzt. Die Bäume bleiben mehrere Jahrzehnte geschützt. Es gibt Einzel-, Familien- und Gemeinschaftsbäume.
Diamantbestattung: Die Verstorbenen werden kremiert. Aus der Asche wird ein künstlicher Diamant hergestellt.
Diamantbestattung
Sara Pieretti, 44, Zürich, liess die Asche ihres Vaters zu einem Diamanten verarbeiten.
«Ich stand meinem Vater sehr nahe. Es fühlt sich richtig an, dass ich etwas von ihm habe, das für immer existiert. Als er an Parkinson erkrankte, habe ich ihn eng begleitet. Bereits als er noch lebte, habe ich mir überlegt, wie man ihn bestatten könnte. Als ich meinen Vater auf die Diamantbestattung ansprach, war er einverstanden. Im Moment bewahre ich den Diamanten noch in einer Schachtel auf. Ich werde aber bei einem Goldschmied einen Ring anfertigen lassen.»
Baumbestattung
Agnes Metzger, 83, aus Wittnau AG, hat ihren Mann in einem Wald im aargauischen Fricktal beigesetzt.
«Friedhöfe haben mich immer abgeschreckt. Für mich sind sie wie Massenabfertigung – so unpersönlich. Als mein Mann vor gut zwei Jahren starb, wusste ich deshalb lange nicht, was ich mit der Asche machen möchte. Vor ungefähr einem Jahr habe ich dann von der Waldbestattung gehört. Mir war gleich klar: Das ist das Richtige. Dort im Wald ist es
so schön und friedlich. Und das Grab sieht auch immer schön aus, es gibt keine Blumen, die verwelken. Ich möchte auch einmal so bestattet werden.»
Gemeinschaftsgrab
Ala Tschanz, 86, Bern, möchte am Ende verbrannt und in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt werden.
«Ich brauche keine frischen Blumen, damit man sich an mich erinnert. Was zählt, sind gemeinsame Erlebnisse von mir und meinem Sohn. Er soll an mich denken, wenn er an einem Ort ist, wo wir gemeinsam in den Ferien waren. Durch diese Erinnerungen sind wir viel mehr verbunden als durch ein Grab. Wenn ich an meinem Elternhaus vorbeigehe, gehts mir auch so: Ich fühle mich meinen Eltern am nächsten. Deshalb möchte ich auf dem Friedhof in einem Gemeinschaftsgrab ohne Namensinschrift beerdigt werden.»