Die Sicht wird matt oder es tauchen plötzlich Flecken auf: Gegen die Augenkrankheit Makuladegeneration gibt es nur eine lange und unangenehme Therapie, nämlich Spritzen ins offene Auge. Unerfreulich ist die Therapie auch fürs Portemonnaie: Eine Spritze kostet über 1000 Franken.
Umso grösser war die Hoffnung, als eine Studie vor rund zehn Jahren eine Alternative aufzeigte: Hochdosierte Vitamine und Mineralstoffe konnten den Verlauf der Krankheit oft bremsen. Die Formel: 500 mg Vitamin C, 400 Einheiten Vitamin E, je 15 mg Beta-Carotin und Zink sowie 2 mg Kupfer.
Doch nun kommen diese Erkenntnisse unter Druck. Die deutsche Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» schreibt, es sei unzureichend belegt, dass die getesteten Cocktails wirken. Die positiven Ergebnisse bei einer bestimmten Patientengruppe bedeuteten noch lange nicht, dass das Präparat nütze.
Auch für Marco Bianchetti vom Augenärztezentrum Trotte in Sursee LU sind die Studien «nicht über jeden Zweifel erhaben». Trotz der unsicheren Datenlage verschreiben viele Augenärzte solche Präparate. Auch Bianchetti gibt Patienten ab und und zu die Mittel Vitalux plus oder Nutrof. Diese sind geringer und etwas anders dosiert als in der Studie. «Wir nehmen schon über die Nahrung viele Vitamine und Spurenelemente auf.»
Zudem enthalten die Mittel die Wirkstoffe Lutein und Zeaxanthin. In einer zweiten Studie wiesen Forscher nach, dass diese beiden Stoffe das Beta-Carotin ersetzen können. Marco Bianchetti sagt, die Chance, dass sich der Verlauf der Krankheit etwas bremsen lasse, sei mit den in der Schweiz erhältlichen Mitteln gegeben. So lasse sich die teure und unangenehme Spritzentherapie möglicherweise hinausschieben.
Mittel mit ähnlicher Zusammensetzung sind nebst den erwähnten etwa auch Burgerstein Eyevital, Allvita Augenkapseln oder Ocuvite mit Lutein. Sie enthalten alle 10 mg Lutein und 0,5 bis 2 mg Zeaxanthin sowie eine tiefere Dosierung der anderen Vitamine und Spurenelemente als in den Studien.
Therapie erst mit Augenarzt besprechen
Bevor man sich mit einem Präparat behandelt oder gar das höher dosierte Originalpräparat aus den USA bestellt, sollte man sich unbedingt von seinem Augenarzt beraten lassen. Einige Mittel mit Beta-Carotin zum Beispiel bergen für Raucher ein erhöhtes Krebsrisiko.
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser nennt eine Alternative zu Pillen und Spritzen: «Schokolade mit über 70 Prozent Kakaoanteil, aber auch Grüntee oder Fischöl fangen freie Radikale ein, die Altersblindheit mitverursachen können.»
All diese Massnahmen bringen jedoch nichts, wenn die Krankheit fortgeschritten ist: «Dann haben Nahrungsergänzungsmittel keinen Effekt», sagt Sebastian Wolf, Chefarzt der Uniklinik für Augenheilkunde am Inselspital Bern.
Hersteller Thea Pharma schreibt, Zink in ihrem Nutrof trage zur «Erhaltung der normalen Sehkraft» bei. Für Burgerstein ist die Dosierung «langfristig unbedenklich». Wenn Raucher weniger als 15 mg Vitamin E nähmen, würde sich das Krebsrisiko nicht erhöhen. Hersteller wie Thea Pharma und die Ocuvite-Herstellerin bestätigen, dass ein Arztbesuch wichtig sei.