Fencheltee ist als Hausmittel bei Blähungen und Bauchkrämpfen beliebt. So bewirbt zum Beispiel Teehersteller Sidroga seinen Kinder-Fencheltee als «wohltuende Kräuterteemischung ab der 1. Woche». Studien lassen daran allerdings Zweifel aufkommen. So warnt die Europäische ArzneimittelAgentur, dass der in Fencheltee vorhandene Stoff Estragol der Leber schaden könne. Das zeigten Versuche an Mäusen und Ratten. Grosse Mengen an Estragol von 600 Milligramm pro Kilo Körpergewicht führten bei den Tieren zu Lebertumoren.
Estragol ist ein natürlicher Stoff, der im ätherischen Öl von Fenchelsamen und auch von Anis enthalten ist. Er soll Krämpfe lösen. Zwar gibt es bisher keine allgemein anerkannten Grenzwerte für Estragol. Die Europäische Arzneimittelagentur empfiehlt jedoch, Estragol zu meiden. Das gilt besonders für Kinder bis zu einem Alter von elf Jahren sowie für schwangere und stillende Frauen. Babys und Kleinkinder unter vier Jahren sollten gar kein Estragol bekommen.
Estragolgehalt variiert stark
Ein Problem: Der Gehalt an Estragol in Fencheltee kann sehr stark schwanken. Das geht aus einer Studie der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit hervor. Die Forscher untersuchten hierfür den Gehalt an Estragol in 42 Fencheltees. Ergebnis: Die Spannweite lag zwischen 78 und 4633 Mikrogramm pro Liter. Manche Tees enthielten also 60 Mal so viel Estragol wie andere.
Die Forscher raten dazu, den Tee nicht regelmässig zu trinken, sondern nur für kurze Zeit bei Magen-Darm-Beschwerden. Die Studie erschien im Jahr 2017 im Fachmagazin «International Journal of Food Sciences and Nutrition». Der Ernährungsmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Bei Präparaten aus Pflanzen kann man nie sicher sein, wie hoch die Konzentration der einzelnen Stoffe ist.» Sein Fazit: «Ich wäre vorsichtig, um auf der sicheren Seite zu bleiben.»
Zudem sei der Nutzen von Fencheltee nicht wirklich belegt. Tatsächlich gibt es nur wenige Studien, die untersucht haben, wie Fencheltee bei Blähungen wirkt. Diese Untersuchungen weisen zudem Mängel auf. Auch die Hebamme Marianne Indergand-Erni aus Kerns OW sagt: «Fencheltee wirkt meiner Erfahrung nach nicht wie erhofft.»
Zudem sei Tee ohnehin nicht das Richtige für Säuglinge. Sie bräuchten Milch und keinen Tee. Und es sei immer die Frage, ob das Baby wirklich wegen Blähungen schreie oder ob etwas anderes der Grund sei: «Babys sind oft überreizt von Besuch, Spannungen in der Familie oder Einkaufszentren.» Das Schreien gehöre in den ersten sechs Wochen dazu und nehme dann stetig ab.
«Je entspannter die Eltern das handhaben, umso ruhiger werden die Kinder», sagt Indergand-Erni. Sidroga schreibt auf Anfrage des Gesundheitstipp, dass es sich beim Fencheltee um einen Lebensmitteltee handle. Er müsse nicht dieselben Vorgaben erfüllen wie ein Arzneitee. Man stufe den Nutzen von Fenchel als Arzneipflanze bei Magen-Darm-Beschwerden höher ein als die Risiken.
So helfen Sie Babys bei Blähungen
- Legen Sie ein warmes Kirschkernkissen oder eine kleine Wärmflasche auf den Bauch des Babys.
- Tragen Sie das Baby nahe am Körper im Fliegergriff: Dabei liegt es mit dem Bauch nach unten auf Ihrem Unterarm.
- Massieren Sie den Bauch im Uhrzeigersinn mit einem Babyöl.
- Legen Sie das Baby auf den Rücken, winkeln Sie seine Beine an, und drücken Sie sie vorsichtig in Richtung Bauch.