Voller Hoffnung landet Mike Grimm mit ­einem Helikopter auf dem Dach des Transplantationszentrums Genf. Die Verdauungsorgane des 36-jährigen Kochs aus Thun sind zerstört, seit er bei einem Militäreinsatz vergiftetes Wasser trank. Seit zwei Jahren ernährt er sich durch eine Infusion. In Genf warten ein neuer Magen, ein Darm und eine Bauchspeicheldrüse auf ihn.

Die zweiteilige SRF-Dokserie zeigt den Alltag im Transplantationszentrum. Die Spezialisten wirken zuweilen abgebrüht: «Entnehmen Sie als Erstes die Leber für Zürich. Bitte bringen Sie mir danach die beiden Nieren, die schicke ich per Taxi weiter. Dann holen die Kollegen aus Lausanne das Herz.»Dass nicht alle Entscheide leichtfallen, zeigt sich dann, wenn die Ärzte über die ­Verteilung der ­Organe diskutieren. Das Ringen beginnt mit der Frage, ob ein Pa­tient überhaupt auf die Empfängerliste kommt – und endet mit dem Entscheid, an welche Stelle man ihn setzt. 

Was beeindruckt, sind die ungeschönten Momente. Wenn etwa Mike Grimm über das Spitalessen schimpft: «Das kannst du nicht essen, das schmeckt wie ‹Leck mich am Arsch›!». Über die Zeit nach der Operation sagt er: «Das war die Hölle. Diese Schmerzen. Das möchte ich nicht noch einmal durchmachen.»

Solche Momente sind rar. Dennoch zeigt der Film gut, was Organtransplantationen bedeuten. Wie schlimm der Leidensweg sein kann, spürt der Zuschauer dann, wenn ­Patienten, Angehörigen und Ärzten die Worte fehlen.

Empfehlenswert

SRF-Dokserie «Chance auf ein zweites ­Leben – Geschichten aus dem Transplanta­tionszentrum Genf», SRF 1
1. Teil: Freitag, 20. Mai 2016, 21 Uhr
2. Teil: Freitag, 27. Mai 2016, 21 Uhr