Nachts vor einem Wohnhaus in Tschechien. Das Filmteam hat auf den Mann mit der blauen Windjacke gewartet, um ihn zur Rede zu stellen: «Warum schicken Sie 12-jährigen Mädchen Pornos? Warum fordern Sie sie auf, sich auszuziehen?» Der Mann redet sich heraus. Es gebe schlimmere Probleme. Die Mädchen seien selber schuld, wenn sie mitmachten.

Der tschechische Dokumentarfilm hat den Mann in die Falle gelockt: Drei Schauspielerinnen gaben sich als 12-jährige Mädchen aus und meldeten sich auf verschiedenen Chat-Platt­formen im Internet an. Schon nach wenigen Minuten kamen von Männern die ersten Nachrichten mit sexuellem Inhalt. Die Schauspielerinnen waren schockiert: «Ich habe immer noch Albträume», sagt eine. Auch in der Schweiz hat bereits jeder dritte Teenager solche Erfahrungen ­gemacht. Das zeigte vor zwei Jahren eine Unter­suchung.

Der Film ist schwere Kost. Er zeigt schonungslos und brutal, wie Täter im Internet Kinder angehen, ihre Unerfahrenheit ausnützen und für ihre Lust missbrauchen. Es lässt sich erahnen, welche seelischen Wunden die Nachrichten, Bilder und Videos bei den jungen Opfern hinterlassen.

Bei den Dreharbeiten waren Psychologinnen und andere Fachleute dabei. Sie ordnen das Erlebte ein und kommentieren es. Davon hätte man sich noch mehr gewünscht. Insbesondere zeigt der Film keine Strategien, wie Jugendliche in solchen Situationen reagieren können. Doch er ist eine gute Grundlage für Diskussionen. Denn Eltern, Lehrer und Erzieher sollten mit Jugendlichen über die Gefahr reden.

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Dokfilm "Gefangen im Netz", Kinostart am 19. November