Giulia Tonelli liegt auf der Massageliege. Sie stöhnt: «Mamma mia!» Der Therapeut knetet die Beine der Primaballerina in einer Trainingspause durch. «Es ist so schmerzhaft», sagt die junge Frau. Ihrem Gesicht ist abzulesen, dass sie Qualen leidet. Und doch wirbelt die Tänzerin wenig später wieder über den Gummiboden des Proberaums, mit einem Strahlen im Gesicht.

Giulia Tonelli ist Solotänzerin am Opernhaus Zürich. Gerade ist ihre Mutterschaftspause zu Ende gegangen. Der Dokfilm «Becoming Giulia» von Laura Kaehr zeigt, wie eine Profitänzerin nach elf Monaten Unterbruch wieder zurück auf ihre Position in einem Eliteballettensemble findet. Und wie es ihr letztlich gelingt, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen.

Dabei geht es um den Körper, dessen Muskeln von der Schwangerschaft geschwächt sind – und den Giulia Tonelli erst trainieren muss, damit er den Belastungen einer Tanzkarriere standhält. Es geht aber auch um Druck und schlaflose Nächte, die erst mit Schlaftabletten erholsam werden. Und es geht um alltägliche Probleme, die zum Leben berufstätiger Mütter gehören. Wenn sich etwa der Sohn nur von ihr in den Schlaf schaukeln lassen will, obwohl sie am selben Abend Premiere feiert.

Der Film zeichnet das Porträt einer Frau, die ihr Kind über alles liebt und sich dennoch nur ganz als Giulia fühlt, wenn sie auf der Bühne tanzt. Er zeigt einfühlsam, dass diese beiden Teile ihre Identität gleichermassen ausmachen. Eine weitere Stärke des Films ist die spürbare Nähe zur Protagonistin, welche die Filmemacherin beim dreijährigen Dreh aufbaute.

«Becoming Giulia», ab 23. März im Kino

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