Die Läuferin Steffi Platt erlitt im Jahr 2019 beim Training einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein. Solche Brüche sind bei Frauen nicht selten. Viele Sportlerinnen leiden am sogenannten Energiedefizitsyndrom: Wenn die Energie­zufuhr den Bedarf über längere Zeit nicht deckt, kann es zu einer Abnahme der Knochendichte kommen. Der Grund: Der männliche Körper gilt als Standard. Eigenheiten des weiblichen Körpers finden im Training zu wenig Beachtung.

Auch die Medizin vernachlässigt weibliche Körper, wie der Film «Nur ein ‹kleiner Unterschied›?» aufzeigt. So beobachtete die Fachärztin Margarethe Hochleitner: Bei Herzproblemen landen mehrheitlich Männer in der Intensivstation – doch statistisch sterben mehr Frauen an Herzkrankheiten. Das liegt unter anderem daran, dass sich bei Frauen mit einem Herzinfarkt andere Warnsignale zeigen als bei Männern. Frauen werden deshalb oft zu spät ins Spital eingeliefert. Auch ein zu hoher Blutdruck ist für Frauen viel riskanter – trotzdem gilt er als Männerproblem.

Hildegard Seidl ist Fachrefe­rentin für Gendermedizin. Sie plädiert dafür, Frauen in der Wissenschaft endlich besser zu berücksichtigen. Das würde laut Seidl nicht nur unnötige Risiken für Frauen eindämmen, sondern langfristig auch die Volkswirtschaft entlasten. Die Autorin Isabel Hertweck-Stücken zeigt in ihrer Dokumentation die ungerechte Behandlung der Frauen anschaulich auf. Der Film ermutigt Frauen, für ihre Rechte zu kämpfen.

«Nur ein ‹kleiner Unterschied›? Die Entdeckung der Gendermedizin», 27. Februar, 22.50 Uhr, ARD

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