Stéphane Perez wohnt nur wenige Kilometer von seiner Tochter entfernt. Trotzdem hat er Maya seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Wie ihm geht es in der Schweiz Hunderten von ­Vätern. Die Dokumentation «Scheidung – einsame ­Väter» von Pascal Magnin und Christophe Ungar zeigt eindrücklich auf, was der Kampf ums ­Sorgerecht juristisch und emotional für die ­Männer bedeutet.

Die Filmer gehen nah ran, halten die Ka­mera drauf, wenn den Vätern die Tränen in die Augen steigen, weil die Mütter das Kind wieder nicht zum abgemachten Besuchstermin bringen. Betroffene öffnen ihre Türen, zeigen Fotos aus guten Zeiten, geben Fehler zu und erzählen offen, was in ihren Ehen nicht funktionierte. Der Zu­schauer sieht in Kinderzimmer, die seit Jahren leer stehen, aber immer noch so eingerichtet sind, als würden die Söhne und Töchter gleich nach Hause kommen.

Wie hilflos die Väter häufig sind, wird dem Zuschauer dann klar, wenn sich Experten äussern – und dabei scharfe ­Kritik am System üben. Auch eine inzwischen erwachsene Tochter spricht anonym über die «Entführung» durch ihre eigene Mutter und die damit verbundene Trennung vom Vater.

Schade ist, dass in der Dokumentation keine einzige Mutter zu Wort kommt. Fast überflüssig erscheint dagegen das gute Beispiel eines Vaters, der seine Tochter im Zwei-Wochen-Rhythmus bei sich hat. Denn der Film vermittelt: Eigentlich wüssten alle, wie es geht, es funktioniert ­einfach nur nicht.  

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«Scheidung – einsame Väter» 13. Juni 2016, 13.15 Uhr, 3sat