Mit grossen Augen blickt der 40-jährige Florian Burkhardt in die Kamera. Er sitzt in einem kahlen Raum irgendwo im Ruhrgebiet. Seine Wohnung hat er so ausgewählt, dass die Wege zur Drogerie und zum Supermarkt möglichst kurz sind. Denn andere Menschen machen ihm Angst. Ohne Medikamente traut sich der IV-Rentner nicht aus dem Haus. Nach Deutschland ist der gebürtige Basler gezogen, weil das Leben dort billiger ist.

Heute sieht man ihm sein früheres Glamour-Leben nicht mehr an. Doch früher lebte Florian Burkhardt in Saus und Braus. Mit 21 ging er nach Hollywood. Bald arbeitete er als Fotomodel. Gucci und ­Prada rissen sich um ihn. Als er vom Modeln die Nase voll hatte, versuchte er sich als Internet-Designer und als Technoparty-Veranstalter unter dem Namen «Electroboy» – ebenfalls mit beachtlichem Erfolg. 

Plötzlich kam der Zusammenbruch. In einem Taxi hatte er einen Panikanfall. Er konnte nicht mehr arbeiten. Mit 27 liess er sich in die Psychiatrie einweisen. Diagnose: Angststörung.

Filmregisseur Marcel Gisler wollte heraus­finden, warum Florian Burkhardt so hoch hinaus wollte und so tief abstürzte. Dazu sprach er mit vielen Menschen aus Florians Umfeld, auch mit seinen Eltern. Zwar kann niemand genau sagen, warum der «Electroboy» krank wurde. Aber dem Regisseur ist es gelungen, Schwierigkeiten im Familienleben auszuleuchten. Schonungslos offen sprechen die Eltern über den tödlichen Unfall ­eines ihrer Kinder, der fatale Folgen für Florian hatte. Der zwei Stunden lange Film ist keine leichte Kost. Aber Gisler zeichnet ein spannendes Porträt des schillernden «Electroboy» mit seiner schwierigen Familiengeschichte.

sehr empfehlenswert

«Electroboy», ab 27. November im Kino