Es juckt und schmerzt und sieht erst noch unschön aus. Wer ein Gerstenkorn am Augenlid hat, will nur eins: dass es so schnell wie möglich wieder verschwindet. Allerdings gibt es keine Therapie, die nachweislich gegen die Infektion mit Bakterien hilft. Das zeigt eine Übersichtsstudie des unabhängigen Ärztenetzwerks Cochrane. Meistens verschwindet der harmlose Abszess nach einigen Wochen von alleine. Weil er schmerzhaft ist, fällt es vielen Betroffenen aber schwer, so lange zu warten.
Zur Chemiekeule sollten sie deswegen aber nicht greifen. Ärztin Lisa Wanner aus Maur ZH: «Antibiotika oder ein Besuch beim Arzt sind selten notwendig.» Ein Versuch mit Hausmittelchen lohne sich dagegen «auf jeden Fall».
«Augentrost wirkt von innen und von aussen»
Wärme könne dazu führen, dass der Abszess schneller reife und somit schneller platze. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Wärme trocken oder feucht sei. Betroffene können sich beispielsweise dreimal täglich eine Viertelstunde mit geschlossenen Augen vor eine Infrarotlampe setzen oder ihr Gerstenkorn mit warmen Kompressen behandeln. Wanner empfiehlt, mehrmals täglich Schwarzteebeutel aufzulegen. «Die darin enthaltenen Gerbstoffe desinfizieren zusätzlich.»
Wichtig sei, die Beutel jeweils nur einmal zu verwenden. Überhaupt solle man auf gute Hygiene achten und sich nach jedem Kontakt mit dem Auge die Hände waschen. «Sonst kann man den Infekt leicht verschleppen», so Wanner.
Auch Augentrost kann beim Gerstenkorn helfen. Die Pflanze enthält ebenfalls Gerbstoffe und soll zudem die Entzündung lindern. Peter von Blarer, Leiter der Heilpraktikerschule Luzern, sagt: «Das Kraut ist toll. Es wirkt von innen wie von aussen.»
Augentrost wächst am Wegrand oder auf Magerwiesen. Die Blüte- und zugleich Erntezeit ist von Juli bis September. Die getrockneten Blätter kann man mit heissem Wasser aufgiessen und als Tee trinken. Da es sich beim Gerstenkorn um einen abgekapselten Infekt an der Hautoberfläche handelt, verspricht die Behandlung von aussen allerdings bessere Heilchancen. Dazu sterile Kompressen im Aufguss tränken und noch warm auf das geschlossene Auge legen.
Auch Bockshornkleesamen können helfen. das Rezept: Die gemahlenen Samen mit abgekochtem Wasser zu einem Brei verrühren, diesen abkühlen lassen und mit einem sauberen Messer auf eine sterile Kompresse streichen, zusammenfalten und auf das geschlossene Auge legen. Die Wirkstoffe in Bockshornkleesamen sollen dem Gewebe Flüssigkeit entziehen und damit das Gerstenkorn austrocknen.
Ansonsten sollte man das Gerstenkorn aber möglichst in Ruhe lassen. Ärztin Wanner: «Auf keinen Fall darf man daran herumdrücken oder gar versuchen, es mit einer Nadel aufzustechen.»
Tipp: So vermeiden Sie ein Gerstenkorn
- Berühren Sie Ihr Auge möglichst wenig mit den Fingern.
- Waschen Sie sich die Hände, bevor Sie sich ans Auge fassen.
- Reiben Sie beim Abschminken nicht zu stark an den Augenlidern.
- Setzen Sie Ihre Augen keinem starken Luftzug aus.
- Verwenden Sie saubere Handtücher und teilen Sie sie nicht mit anderen.
- Bewahren Sie Ihre Kontaktlinsen sachgemäss auf.