Er ist «zu 100 Prozent überzeugt»: Auf der Internetseite des Herstellers wirbt Marathonläufer Viktor Röthlin für die «Chi Energy»-Produkte. Sie sollen auf dem Heilwissen der traditionellen chinesischen Medizin basieren und richten sich an Sportler. 

Zum Beispiel der «Chi Energy Original Spray», der in Apotheken für knapp 27 Franken erhältlich ist. Er enthält neben Alkohol und Menthol zehn asiatische Kräuter wie Tigergras, Kurkuma, Ginseng- und Ingwer­wurzel. Sprüht man die Essenz auf die Haut, hat das laut Hersteller Piniol «einen positiven Einfluss auf die Energiebahnen (Chi) des Körpers». Das Produkt würde erkennen, ob ein Yin- oder Yang-­Überschuss vorliege, und ihn ausgleichen. So würden «Blockaden in den Meridianen» gelöst, Muskeln und Gelenke gelockert und «die Spannkraft des Körpers erhöht».

Doch Fachleute sind skeptisch. Gery Büsser, Chefarzt der Abteilung Sportmedizin an der Schulthess-Klinik in Zürich, meint: «Aus schulmedizinischer Sicht braucht es dieses Produkt nicht unbedingt.» Sportarzt Walter O. Frey, Chefarzt Swiss-Ski in der Sportmedizin Balgrist in Zürich, kritisiert: «Nach westlichen Kriterien lässt sich das Produkt nicht bewerten.» Er könne sich unter den Angaben des Herstellers nichts vorstellen. Dem schliesst sich Gesundheitstipp Arzt Thomas Walser an: «Begriffe wie Energiefluss oder Meridianen-­Blockade tönen seriös, sagen aber eigentlich nichts aus.» Ausserdem bestehe bei Produkten mit Kräutern immer die Gefahr einer Al­lergie. Mit kaltem oder warmem Wasser könne man die Muskeln ebenfalls abkühlen oder lockern, und das ganz kostenlos. Auch eine leichte Selbstmassage helfe.

Viktor Röthlin schreibt dem Gesundheitstipp, die Chi-Produkte würden in seinem Körper ein angenehmes Gefühl auslösen, auf das er nicht verzichten möchte. Auch viele Physiotherapeuten sowie Profi- und Hobbysportler aus seinem Umfeld würden die Produkte anwenden. Hersteller Piniol äusserte sich nicht.