Wenn es Sommer wird, nehmen Kioske, Badis und Schleckwarenläden ihre Slushymaschinen in Betrieb. Diese rühren ununterbrochen zähflüssige und gekühlte Wasserglace um. Das englische Wort «slush» bedeutet Matsch. Um die Kinder an die Verkaufsstände zu locken, sind Slushys meist leuchtend eingefärbt.
Farbstoffe machen hyperaktiv und unaufmerksam
Die dafür verwendeten Farbstoffe können heikel sein. Zudem steckt in Slushys oft sehr viel Zucker. Das zeigt der Test des Gesundheitstipp. Dafür untersuchte ein deutsches Lebensmittellabor zehn Slushys auf Zuckergehalt, Farbstoffe und Glyzerin. Ergebnis: Sieben Produkte enthielten Farbstoffe, darunter heikle wie Azorubin, Allurarot und Brillantblau.
Laut einer englischen Studie von 2007 mit knapp 300 Kindern fördern solche Stoffe hyperaktives Verhalten und beeinträchtigen die Aufmerksamkeit. Bereits im Jahr 2008 hatte der Gesundheitstipp in einer Petition gefordert, dass heikle Farbstoffe in der Schweiz verboten werden. 42'000 Leserinnen und Leser unterschrieben damals die Petition an den Bundesrat.
Der Test zeigt: Die Hersteller haben ihre Rezepturen seither nicht verbessert. Laut Labor enthielten zudem fünf Produkte Glyzerin. Diesen Stoff setzen Hersteller ein, damit die Glace selbst bei einem tiefen Zuckergehalt nicht gefriert. Das Problem: Gemäss der englischen Lebensmittelbehörde kann Glyzerin bei Kindern mit geringem Körpergewicht zu Unwohlsein, Kopfweh oder gar Bewusstlosigkeit führen. Da Kinder die halbgefrorenen Glaces innert kurzer Zeit schlucken, besteht das Risiko, dass sie viel zu schnell eine grosse Menge des heiklen Stoffes aufnehmen.
In Schottland wurden in den letzten zwei Jahren drei Fälle bekannt, bei denen Kinder nach dem Konsum von Slushys zusammenbrachen. Für Glyzerin gibt es keinen gesetzlichen Grenzwert.
Granitas von Caffè Spettacolo sind Zuckerbomben
Granita heisst die italienische Variante des Slushys. Die beiden Granitas von Caffè Spettacolo enthielten zwar weder Farbstoff noch Glyzerin, aber sehr viel Zucker. Wer zweieinhalb Deziliter Zitronen-Granita trinkt, nimmt 61 Gramm flüssigen Zucker auf. Und im Erdbeer-Granita wies das Labor 56 Gramm Zucker nach. Zum Vergleich: In 2,5 Deziliter Original-Coca-Cola stecken 27 Gramm Zucker.
Schnell verfügbarer Zucker ist ein Gesundheitsrisiko
Auch Slushys enthalten oft viel Zucker. Fünf Produkte enthielten rund 25 Gramm davon. Solche Zuckermengen sind ungesund – für Kinder und Erwachsene. Flüssigen Zucker in Sirup und Fruchtsäften verdaut der Körper extrem schnell. Das erhöht das Risiko für Fettleibigkeit, Karies und HerzKreislauf-Krankheiten. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit warnt vor verarbeiteten Lebensmitteln mit hohem Zuckergehalt.
Die Weltgesundheitsorganisation rät Erwachsenen, täglich nicht mehr als 50 Gramm schnell verdaulichen Zucker aufzunehmen. Kinder sollten deutlich weniger konsumieren. Langfristig hält die Organisation eine Reduktion des schnell verfügbaren Zuckers auf 25 Gramm pro Tag für sinnvoll.
Das dürfte für die meisten Leute schwierig zu erreichen sein. Der Bund schätzt, dass die Schweizer Bevölkerung pro Tag und Person rund 100 Gramm Zucker konsumiert. Drei Produkte von Slushy Jack enthielten statt Zucker den Süssstoff Sucralose.
Dieser liefert zwar keine Kalorien, kann aber gemäss einer Studie aus den USA zu Entzündungen im Darm führen. Der Mensch scheidet Sucralose aus, diese passiert auch die Kläranlagen und kann so wieder im Trinkwasser landen.
Valora, der Betreiber von Caffè Spettacolo, relativiert gegenüber dem Gesundheitstipp den hohen Zuckergehalt in den geprüften Granitas. Diese seien nur für den gelegentlichen Genuss gedacht. Da man eine Granita von Hand zubereite, könne der Zuckergehalt variieren.
Die Rezeptur passe man nicht an. Der Vertrieb von Slushy Jack und Frozen Fanta bestätigt, dass in Produkten mit wenig Zucker Glyzerin enthalten sei. In den vergangenen 20 Jahren seien in der Schweiz keine Fälle von Unverträglichkeiten bekannt geworden.
Selbstgemachte Glace: Schleckerei aus natürlichen Zutaten
Viele industriell hergestellte Wasser- und Rahmglaces sind Zuckerbomben. Die Produkte enthalten ausserdem künstliche Aromen und schwer verdauliche Zusatzstoffe wie Verdickungs- und Bindemittel.
Es geht aber auch anders: Wer Glace aus natürlichen Zutaten selber herstellt, kann die Süsse über die Menge der verwendeten Früchte selbst steuern. Ein aktueller «Saldo»-Test (Saldo 11/2024) von Glacemaschinen zeigt: Sehr gute Ergebnisse liefert das Modell «Glacemaschine Cremosa» von Betty Bossi für 330 Franken.
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