«In der Natur vergesse ich den grässlichen Juckreiz»
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Gesundheitstipp 06/2013
08.06.2013
Fridy Schürch
Anderen Menschen schlägt Stress aufs Herz – ich bekomme Hautausschläge. Seit vier Jahren reagiere ich sofort auf psychische Belastungen. Dann bilden sich plötzlich Bläschen und Risse an meinen Händen. Wenig später breiten sich über Hüfte, Beine und Unterarme dicke, nässende Knoten aus. Es juckt mich jeweils am ganzen Körper. Nachts liege ich oft wach, weil ich mich dauernd kratzen muss. Am Kopf bekomme ich Schuppenflechte und meine ...
Anderen Menschen schlägt Stress aufs Herz – ich bekomme Hautausschläge. Seit vier Jahren reagiere ich sofort auf psychische Belastungen. Dann bilden sich plötzlich Bläschen und Risse an meinen Händen. Wenig später breiten sich über Hüfte, Beine und Unterarme dicke, nässende Knoten aus. Es juckt mich jeweils am ganzen Körper. Nachts liege ich oft wach, weil ich mich dauernd kratzen muss. Am Kopf bekomme ich Schuppenflechte und meine Hände werden hässlich rot.
Das tut weh. Es sieht auch schrecklich aus und ich schäme mich jeweils furchtbar. Es dauert Wochen, bis die Ausschläge wieder verschwinden. Während dieser Zeit ziehe ich mich zurück, denn mit den Ekzemen sehe ich ungepflegt und schmuddelig aus. Ich gehe dann auch nicht ins Krafttraining und in die Badi. Die Leute würden sicher denken, ich hätte eine ansteckende Krankheit. Meinem Partner mag ich mich so auch nicht zeigen und Berührungen vertrage ich schon gar nicht. Ich weiss, dass das für ihn mühsam ist und bin ihm sehr dankbar, dass er mich trotzdem so nimmt, wie ich bin.
Als die Ausschläge am schlimmsten waren, musste ich für sechs Wochen ins Spital. Dort behandelten mich die Ärzte mit Spezialsalben und spritzten mir ein Medikament in die angeschwollenen Pusteln. Das tat schrecklich weh. Mein ganzer Körper war so rot wie eine Erdbeere und der Juckreiz machte mich fast wahnsinnig. Das setzte mir stark zu. Ich war nervös, wurde depressiv und musste für eine Weile Psychopharmaka schlucken. Dafür war meine Haut geheilt, wenigstens vorübergehend. Denn nach zwei Monaten kamen die roten Flecken wieder und alles begann von vorne.
Im Sommer geht es mir immer besser. Die Sonnenstrahlen tun mir gut und ich kann luftige Kleider tragen. In den Badeferien in Ägypten fühlte ich mich besonders wohl. Ich hatte keine Hemmungen, weil mich dort niemand kannte. Ich lag im Badeanzug an der Sonne und schwamm im salzigen Roten Meer. Am Ende der Ferien war die Hälfte meines Ekzems an Händen und Beinen verschwunden.
Wegen meiner Hautkrankheit muss ich ständig zum Arzt. Er sagt, dass sich die Schübe mit dem Alter mildern und die Abstände grösser werden. Das beruhigt mich ein wenig. Meine Beschwerden sind zwar nicht gerade zum Sterben. Aber so richtig schön leben kann ich damit auch nicht.
Den ständigen Juckreiz habe ich inzwischen mit Salben einigermassen im Griff. Ich weiss, dass ich auf meine Seele achten muss, damit es mir gut geht. Deshalb lese ich täglich ein schönes Gedicht. Auch Musik tut mir gut. Sie vermittelt mir jene Glücksmomente, die für mich ganz wichtig sind. Symphonien von Brahms und Beethoven gefallen mir besonders gut. Und ich geniesse ausgedehnte Bergwanderungen – zusammen mit meinem Partner. In der Natur vergesse ich den grässlichen Juckreiz. Dort bin ich glücklich.
Neurodermitis lässt sich nicht heilen
Neurodermitis verläuft schubweise und ist noch nicht heilbar. Man kann sie jedoch behandeln. Und zwar mit Cremes gegen die trockene Haut sowie Salben mit Wirkstoffen, die Entzündungen hemmen. Hauptsymptome sind rote, schuppende – manchmal nässende – Ekzeme und ein starker Juckreiz.
Die Beschwerden können sich durch psychische Belastung verschlimmern. Gleichzeitig beeinflussen sie die Psyche der Betroffenen negativ. Eine andere Bezeichnung für die Krankheit ist atopische Dermatitis.
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