Sechs bis neun Teelöffel Zucker am Tag sind in Ordnung. So urteilt die US-amerikanische Herzgesellschaft. Für die Weltgesundheitsorganisation dürfen es zwölf Teelöffel sein. Der Durchschnitts-Europäer schluckt 17. Zu viel für die Wissenschafter und Ärzte im Film «Die grosse Zuckerlüge». Für sie ist Zucker Gift. Sie machen ihn verantwortlich für Übergewicht, ­Diabetes, Herzkrankheiten und Demenz. 

Das gelingt den Fachleuten so gut, dass dem Zuschauer zwischendurch die Lust auf Schoko­lade vergeht. Der Film zeigt auf, wie die Zucker­industrie über Jahrzehnte von sich ablenkte und den schwarzen Peter dem Fett, den Kalorien oder dem Cholesterin zuschob. Wie auf jede Studie, die Zucker in ein schlechtes Licht rückte, eine Gegenstudie folgte. Wie die Branche Ernährungswissenschaftern Geld zuschanzte, damit sie ihre Botschaft verkündeten. 

Die Protagonisten im Film zitieren aus geheimen Strategiepapieren und verleihen ihren Aussagen mit eindrücklichen Grafiken Gewicht. Wie in einem Gerichtsprozess kriegt der Zuschauer immer neue Dokumente vorgelegt, die belegen, wie schädlich Zucker ist. 

Auch erfährt man, mit welchen Taktiken die Lebensmittelindustrie gegen dieses negative Bild ankämpft. Das macht den Film zuweilen abstrakt und langatmig. Denn auch nach 90 Minuten ist kein Urteil gefällt. Die Zuckerindustrie bleibt ungebremst, weil die Politik nicht reagiert. Immerhin: Der Zuschauer hat nach dem Film eine gute Basis, um sich selbst zu entscheiden. 

Empfehlenswert

DVD: «Big Sugar – die grosse Zuckerlüge», ­Komplett-Media GmbH, ­ca. Fr. 25.–