Während der Sommerferien wanderte Evelin Eberli aus Hitzkirch LU zur Sidelen-Hütte beim Furkapass. Höhe: 2700 Meter über Meer. Oben angekommen, konnte sie sich kaum mehr über die Landschaft freuen. Sie fühlte sich mies – wie so oft, wenn sie in dieser Höhe unterwegs ist: «Sobald ich über 2500 Metern bin, bekomme ich Kopfweh», sagt die 27-Jährige. Der Schmerz ist jeweils dumpf, migräneartig. Bei der Sidelen-Hütte wurde das Kopfweh immer stärker – Eberli wurde es übel. Sie schluckte ein Schmerzmittel und legte sich hin. «Nach einem kurzen Schlaf ging es besser und ich konnte etwas essen», sagt sie.
«Langsamer Aufstieg ist die beste Vorsorge»
Beim 39-jährigen Bruno Frischknecht aus Trin-Mulin GR beginnen die Probleme schon bei 2000 Metern. «Auf Wanderungen oder Skitouren bekomme ich nach zwei bis drei Stunden Kopfweh», sagt er. Gegen Abend wird es schlimmer. Nimmt er früh genug ein Aspirin, ist es am nächsten Tag wieder besser. Verpasst Frischknecht aber den richtigen Zeitpunkt, schläft er schlecht, ihm wird übel und die Schmerzen vergehen erst im Lauf des nächsten Tags.
Auch Florian Schmitt leidet in den Bergen. Wenn er von seinem Wohnort Gams SG in die Berge fährt, überwindet er bis zu 2000 Höhenmeter. «Solange ich wandere, habe ich keine Probleme», sagt der 39-Jährige. Sobald er aber in einer Hütte ankommt und sich ausruht, beginnen die Beschwerden.
Eberli, Frischknecht und Schmitt leiden an akuter Bergkrankheit. Sie droht, wenn man länger als einen halben Tag in der Höhe verbringt. Gemäss der deutschen «Ärzte-Zeitung» hat ab 1900 Metern jeder fünfte Berggänger Probleme. Die akute Bergkrankheit beginnt meist nach einem schnellen Aufstieg mit Unwohlsein und Appetitlosigkeit, dann kommen Kopfweh, Übelkeit und Schlafstörungen dazu.
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt, dass es jeden treffen kann. «Oft leiden gerade die jungen und fitten Menschen», sagt er. Sie seien ehrgeizig, trauten sich viele Höhenmeter in kurzer Zeit zu und würden erste Warnsignale oft nicht ernst nehmen. Die beste Vorsorge gegen die akute Bergkrankheit sei der langsame Aufstieg, sagt der Höhenmediziner Oswald Oelz.
Wer trotzdem höhenkrank wird, sollte einen Ruhetag einschalten. Auch ein leichtes Kopfwehmittel wie Aspirin kann helfen. «Wenn die Beschwerden nach 24 Stunden gleich geblieben sind oder zunehmen, muss man ins Tal», sagt Oelz. Sonst drohten ernsthafte Komplikationen.
Der Bündner Arzt und Phytotherapeut Andreas Schapowal empfiehlt Patienten mit milder Form der Bergkrankheit pflanzliche Mittel: etwa täglich 240 Milligramm Ginkgo-Blattextrakt (erhältlich als Tabletten und Kapseln). Dieses sorge für eine bessere Sauerstoffverteilung im Körper und helfe damit gegen alle Beschwerden in der Höhe.