Die Kursteilnehmer im Fitness-Studio Silhouette beim Bellevue in Zürich stehen barfuss auf den Yogamatten, recken die Arme in die Höhe, beugen sich nach vorn und schwingen die Arme. Schnelle, kraftvolle Übungen wechseln mit Dehn- und Strecksequenzen. Bodyart-Trainerin Gaile Patricia Lüthy korrigiert die Haltung da und streckt ein Bein dort. Bodyart verbindet Yoga, Pilates, Tai Chi und Tanzen mit eigenen Elementen und Ansätzen aus der Physiotherapie. Viele Fitness-Studios bieten Kurse an, z.B. die Migros-Klubschule.
Doch Fitness-Berater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH kritisiert den neuen Trend: «Alter Wein in neuen Schläuchen.» Bodyart würde einfach bestehende Elemente vermischen. In der Tat hat der Erfinder, der Deutsche Robert Steinbacher, Teile von Bewegungslehren mit eigenen, neuen Elementen ergänzt.
Allerdings bekommt er Unterstützung, etwa vom Berner Fitnessexperten Niklaus Jud: Bodyart kombiniere die Ursprungstechniken und entwickle nicht bloss ein Element weiter. Man trainiere ohne Geräte, barfuss und mit der eigenen Körperkraft. Nicht der Wettstreit sei das Ziel, sondern Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Jud: «Bodyart legt den Fokus auf Körperwahrnehmung und Atmung, weniger auf den Muskelaufbau.»
Das Training soll zudem Stress reduzieren. Kursanbieter werben auch damit, dass man Beschwerden wie Rückenschmerzen vorbeugen könne und dass das Training die Körperhaltung verbessere. Niklaus Jud bestätigt, Bodyart kräftige den Rumpf und die Tiefenmuskulatur. Wie stark der Effekt ist, hängt jedoch auch davon ab, welche Übungen man aufgrund seiner körperlichen Verfassung machen kann.
Doch für Fritz Bebie ist klar: «Die nötige Bewegung kann man auch in den Alltag einbauen, ohne dass man Kurse besuchen muss.»
Bodyart soll sich für Fitnessbegeisterte aller Altersstufen eignen. Erfinder Steinbacher sagt denn auch, er habe die Übungen mit seiner Grossmutter ausprobiert. Eine Anfrage bei Pro Senectute ergab, dass sie keine Kurse in Bodyart führt. Doch Ältere finden bei der Senioren-Organisation viele Alternativen: rund 200 Kurse in Yoga, Pilates, Qi Gong oder Dalcroze-Rhythmik, einer spielerischen Form von Tanz, die auch Stürzen vorbeugt. Flavian Kühne, Leiter Sport und Bewegung bei Pro Senectute Schweiz, sagt: «Mit diesen Angeboten decken wir das Bedürfnis nach Kursen, die Körper und Geist stimulieren, umfangreich ab.»
Alle diese Angebote sind zudem günstiger als Bodyart: Wer Kurse besucht, muss in den Studios meist ein teures Fitness-Abo lösen. Wer Kurse nicht mag, kann Bebies Tipps für Übungen im Alltag befolgen (siehe Ratgeber und Merkblatt).