«Kraftorte tun den Menschen gut»

Die Schweiz steckt voller Kraftorte. Rutengänger wollen dort Bovis-Strahlen von hoher Energie erkennen. Mumpitz, sagen Experten. Dennoch fördern Kraftorte die Gesundheit.

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Gesundheitstipp 05/2010

09.05.2010

Letzte Aktualisierung:
11.05.2010

Gabriela Braun

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An Kraftorten wie im Chor des Zürcher Grossmünsters erfasst Andrea Fischbacher ein Kribbeln in Beinen und Füssen. Auch das Pendel der Religionswissenschafterin und Kraftort-Forscherin schlägt dort aus. Der Grund: die angeblich hohe Energie des Ortes.

Je mehr das Pendel ausschlägt, desto mehr Bovis-Einheiten hat der Ort. Beträgt der Bovis-Wert über 17‘000, handelt es sich, so Fischbacher, um einen Kraftort. Sie vertraut der Aussagekraft ihres Pendels: «Es gibt keine andere Methode, feinstoffliche Schwingungen aufzuzeichnen. Gesunden Menschen tun diese Orte auf jeden Fall gut. Auch Kranken können sie unter Umständen helfen.»

Sogenannte Kraftorte gibts in der ganzen Schweiz: Die Klosterkirche Köngisfelden im aargauischen Windisch gehört dazu, auch die romanische Kirche in Falera GR mit ihrer historischen Steinformation.

ETH-Professor: «Bovis-Werte sind reine Fantasiedaten»

Doch ob Kraftorte tatsächlich höhere und damit gesündere Erdstrahlung haben, ist umstritten. Kein technisches Gerät konnte bis heute die Bovis-Strahlen bestätigen oder andere Schwingungen erfassen.

Geophysiker Friedrich Heller, emeritierter Professor der ETH Zürich, hat das Erdmagnetfeld am sogenannten Kraftort am Buschberg bei Wittnau AG nachgemessen. Um die dortige Waldkapelle haben Kraftort-Forscher zwischen 22‘000 und 34‘000 Bovis-Einheiten gemessen. Doch Hellers Team konnte keine aussergewöhnliche Erdstrahlung feststellen. Sein Fazit: «Die angegebenen Bovis-Einheiten sind reine Fantasiedaten.»

Auch Religionswissenschafter und Sektenexperte Georg Schmid bezweifelt, dass das Erfassen der Bovis-Einheiten mit dem Pendel objektiv ist: «Ein Pendel ist von unserem Unterbewusstsein gesteuert.» Dies würden zahlreiche Studien belegen. Ein hoher Bovis-Wert heisse einfach: «Diesem Menschen gefällt dieser Ort.»

Experten bezweifeln auch, dass Kraftorte Krankheiten heilen können. Für Schmid ist der Effekt vergleichbar mit einem Scheinmedikament: «Glaube kann viel bewirken.» Schmid warnt davor, zu viel von einem Kraftort zu erwarten. Die angeregten Selbstheilungskräfte könnten zwar möglicherweise bei Schmerzen helfen.

Schwerkranke, etwa Krebspatienten, sollten jedoch nicht darauf vertrauen. Unbestritten ist: Kraftorte können den Menschen gut tun – vor allem seelisch. Für Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser kann «im Ritual einer solchen Wallfahrt» an einen Kraftort etwas Heilsames liegen. Für den Schamanen und Ingenieur Jakob Oertli bringen Kraftorte vor allem seelische und geistige Heilung oder Zufriedenheit: «Ich kann mich mit Hilfe eines solchen Ortes persönlich entwickeln und spirituell weiterkommen.»

Schamane Oertli: Auch Kelten glaubten an Erdkräfte

Oertli sucht seit vielen Jahren nach Kraftorten – und wurde in der Nähe seines Wohnortes in Windisch AG fündig. Mittlerweile hat er dort ein regelrechtes Kraftort-System kartiert, das er der Öffentlichkeit in Führungen zugänglich macht. Das Zentrum des Kraftort-Systems ist im römischen Amphitheater von Windisch.

Jakob Oertli interessieren dabei keine Bovis-Einheiten. Er setzt vor allem auf Markierungen aus prähistorischer Zeit – alte Kapellen, Hinkelsteine oder Kultorte. Oertli ist überzeugt: Schon die Kelten glaubten an Erdkräfte, entsprechend errichteten sie ihre Kultstätten. Die christlichen Erbauer wiederum hätten sich vom uralten Wissen der Kelten inspirieren lassen – und ihre Bauten meist darauf gebaut. So auch die Kirche in Königsfelden oder das Grossmünster in Zürich.

Viele der sogenannten Kraftorte befinden sich an ausserordentlich schönen Orten in der Natur. Für Religionswissenschafter Georg Schmid ist das kein Zufall: Viele Menschen fühlen sich von der Natur berührt und tanken in ihr auf. «Die Menschen suchen deshalb die Nähe zur Natur. Sie erleben sich dann als Teil der Schöpfung.» Kraftorte könnten deshalb überall sein, wo sich jemand persönlich sehr wohl fühle. Das könne etwa unter einem Baum sein, auf einer Bank «oder schon im eigenen Garten».

Kraftorte: Fünf Ausflugsziele

Diese Orte gelten als Kraftorte:

Königsfelden AG: ehemalige Klosterkirche
Bürgenstock NW: Plateau des Bürgenstockhotels
Zürich: Kirche Grossmünster
Sargans SG: Schloss Sargans
Mogno TI: Botta-Kirche
Val-de-Travers NE: Felsformation Creux-du-Van

Weitere Infos

Blanche Merz: «Orte der Kraft in der Schweiz», AT Verlag
www.kraftorte.ch (Forschungsstelle Kraftorte Schweiz, geleitet von Andrea Fischbacher)
www.jakoboertli.populus.ch

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