Sie sehen verlockend aus: In den Sommermonaten stehen die vorgeschnittenen Fruchtsalate wieder in den Kühlregalen der Läden.
Wer sich etwas Gutes tun will, greift aber besser nicht zu. Denn die vermeintlich ideale Zwischenverpflegung für Gesundheitsbewusste kann krank machen. Das zeigt ein Test des Gesundheitstipp. Er liess 20 Fruchtsalate im Labor auf Keime, Bakterien und Hefepilze untersuchen. Das Ergebnis: Fast die Hälfte fiel durch.
Viele Proben waren massiv mit Keimen belastet. Am schlechtesten schnitten die «Ready for you»-
Fruchtsalate von Denner ab. Alle drei Proben aus Filialen in Basel, Bern und Zürich enthielten Millionen von Keimen. Der «Melonen Mix» aus dem Denner in Wollishofen ZH enthielt dreieinhalbmal so viele Keime, wie die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie toleriert. Noch schlechter schnitt die Melonen-Mischung «Fruit du Jour» von Globus ab. Sie überschritt den Toleranzwert um ein Fünffaches. In der Schweiz gibt es für die Keimzahl keine Richtwerte.
Viele Darmbakterien in Betty-Bossi-Cocktails
Keime vermehren sich besonders schnell, wenn Lebensmittel nicht gut gekühlt sind. Ein Gesundheitsrisiko besteht für Kleinkinder, Schwangere, ältere Menschen und solche mit geschwächtem Immunsystem. Andreas Widmer, Arzt und Hygienespezialist am Universitätsspital Basel, findet die Testergebnisse bedenklich. Das hohe Vorkommen von Keimen sei ein Hinweis dafür, dass die Lagerungs- und Produktionsbedingungen ungenügend waren: «Frisch sind diese Fruchtsalate nicht mehr.»
Vier Produkte enthielten deutlich zu viele Enterobakterien. Das sind eine Gruppe von Bakterien, die typischerweise im Darm vorkommen. Widmer: «Hier wirds gefährlich. Bei einer zu hohen Dichte können Bakterien Gifte ausscheiden. Dann bleibt es nicht nur beim Durchfall. Es kann zu akutem Erbrechen kommen.» «Saladises Fruchtmix» von Volg und «Fresh Cut Fruit Cup Exotic» von Aldi überschritten die Richtwerte. Am stärksten belastet waren jedoch zwei Betty-Bossi-Melonencocktails von Coop. Einer davon überschritt sogar den Warnwert der deutschen Gesellschaft. Widmer: «So hohe Keimdichten von Enterobakterien sind nicht mehr geniessbar.»
Stéphanie Hochstrasser von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung pflichtet ihm bei: «Diesen Fruchtsalat müsste man aus dem Regal nehmen.» Ein zusätzliches Problem: «Der Konsument hat keine Chance, zu erkennen, dass die Früchte mit Enterobakterien belastet sind», sagt Widmer.
Hefepilze: 6 von 20 Produkten stark belastet
Auffallend: Die Melonencocktails von Coop tragen den Hinweis «Verarbeitet und abgepackt in Südafrika». Widmer: «Das sind sehr weite Wege für Frischprodukte.» Schon kleine Fehler könnten dazu führen, dass sich die Keime schnell vermehrten.
Ein schlechtes Bild gaben die getesteten Fruchtsalate auch in Bezug auf die Belastung mit Hefepilzen ab. Gleich 6 von 20 Produkten waren massiv belastet. Am schlechtesten schnitten auch hier die «Ready for you»-Fruchtsalate von Denner ab. Alle drei Proben überschritten die Toleranzwerte um ein Vielfaches. Zwar sei Hefe nicht unbedingt gefährlich für die Gesundheit, sagt Fachmann Widmer. «Für den Geschmack ist sie aber ein Nachteil. Diese Produkte sind vergoren.»
Denner kann sich die Resultate nicht erklären und will mit dem Lieferanten sprechen. Coop sagt, die Werte seien nur «leicht erhöht», die Produkte seien «qualitativ einwandfrei». Auch für die Migros erfüllen die Testergebnisse die internen Qualitätsansprüche.
Globus schreibt, eine Unterbrechung der Kühlkette könnte der Grund für die «etwas erhöhte» Keimzahl sein. Sprüngli sagt, die Fruchtsalate würden frisch hergestellt und innerhalb eines Tages verkauft. Dafür spreche das gute Testresultat. Volg lässt seinen Lieferanten Stellung nehmen. Er zeigt sich zufrieden mit dem Laborergebnis, die gemessenen Werte lägen weit unter den internen Vorgaben.
Nicht ganz zufrieden mit den Testergebnissen ist Aldi, man werde die Qualitätskontrollen weiter verstärken. Auch die Aperto-Betreiberin Alimentana sieht die Qualitätsanforderungen nicht vollständig erfüllt.
Tipps
Früchte zubereiten: So gehts
- Verwenden Sie Ihr Schneidebrett ausschliesslich für Früchte.
- Bereiten Sie möglichst kleine Portionen zu. Diese bald konsumieren.
- Lassen Sie Bananen weg – oder schneiden Sie sie frisch. Sie werden schnell braun. Waschen Sie die Früchte vor dem Schneiden.
- Mischen Sie Zitronensaft dazu, damit die Früchte nicht braun werden. Zudem hemmt die Säure das Wachstum der Keime.
- Zusätzlicher Zucker ist unnötig.