Manchmal kann man sich aus dem Tosen der Stadt nur mit Ohrstöpseln ausklinken. Sie versprechen zwar keine Stille, dafür schöneren Lärm: Musik. Auch deshalb trainieren viele mit Kopfhörern. Zum Beispiel Yannic Jovanic (19) aus Zürich, der beim Joggen gerne die Popband Aluna George hört. Oder Carlo Gauss (18), ebenfalls aus Zürich, der sich beim Training an den Kraftmaschinen zu den Rockgitarren von Led Zeppelin abmüht.
Musik zum Sport lohnt sich aber auch aus anderen Gründen. Costas Karageorghis von der Londoner Brunel University School of Sport and Education forscht seit langem zu diesem Thema. Er beschreibt Musik als «legale Droge für Athleten». Musik könne die Ausdauer um bis zu 15 Prozent erhöhen. Zudem nehme man die Anstrengung weniger wahr und bekomme Lust, sich zu bewegen.
Nicht jeder Musikstil hat aber dieselbe Wirkung: Eine Studie von Marek Franěk, Wissenschafter an der tschechischen Universität Hradec Králové, zeigt, dass die Gehgeschwindigkeit bei schneller Musik 6 km/h beträgt. Bei langsamer Musik sind es 5,3 km/h. Die Gehgeschwindigkeit wurde auf einer Route von 1,8 Kilometern bei 121 Personen gemessen. Sie waren dazu aufgefordert worden, beim Gehen ihr normales Tempo beizubehalten.
Ohrwürmer steigern die Freude am Training
Mit der richtigen Melodie im Ohr steigen also Motivation und Leistung. Fritz Bebie, Sportlehrer und Fitnessberater, empfiehlt Musik zum Indoor-Fitnesstraining. Am besten eigneten sich Ohrwürmer oder Lieblingsmelodien mit stark akzentuiertem Rhythmus. Das steigere die Freude am Training, sagt er. Gemäss dem Fitnessexperten Niklaus Jud motiviert vor allem Musik, die dem eigenen Geschmack entspricht, und deren Tempo mit dem Rhythmus der jeweiligen Sportart übereinstimmt. Im Fitnesstraining legt er deshalb gerne rhythmisch markante Musikstile wie Hip-Hop, Drum’n’Bass und House auf.
Romano Carrara weiss, welcher Rhythmus zu welchen Bewegungen passt. Der Fachleiter im Bereich Musik und Bewegung an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen lehrt Studenten, wann im Sportunterricht welcher Takt zum Einsatz kommen soll. Bei Aufwärmübungen vor dem Volleyballtraining etwa arbeitet er mit dem Sechsachteltakt, den Balladen wie zum Beispiel «One and Only» von Adele vorgeben. «Dieser Takt eignet sich gut fürs Schwingen und Kreisen der Arme.» Der Dreivierteltakt biete sich für Drehungen und Rollen an. Und der geradlinige Viervierteltakt beim Krafttraining oder beim Joggen.
Es gibt beim Sport aber auch Momente, die nach Ruhe rufen. Bebie hält nicht viel von Kopfhörern beim Joggen im Wald: «Da ist es entspannender, den Geräuschen der Natur zu lauschen.» Und Jud sagt, Musik lenke dann ab, wenn eine Sportart hohe Konzentration erfordere oder das Erlernen der Technik im Vordergrund stehe.
So laufen Sie richtig mit Musik
- Tragen Sie komfortable Kopfhörer, die in den Ohren gut sitzen.
- Hören Sie nur so laut Musik, dass Sie die Umgebungsgeräusche noch wahrnehmen.
- Laden Sie im Internet eine Musik-App (z. B. «RockMyRun»), die die Taktschläge misst.
- Wählen Sie Musik aus, die zu Ihrem Lauftempo passt. Wählen Sie beim Joggen für die Aufwärmphase nicht zu schnelle Musik.
- Musik mit einem Tempo von etwa 100 bis 140 Schlägen (Beats per Minute, kurz bpm) hat sich bewährt.