Ein Montagabend im Zürcher Industriequartier: Draussen ist es herbstlich kühl und dunkel. In der Bar Loft One ist es warm und die Stimmung gut. Der DJ spielt rhythmische Kizomba-Musik. Die Tanzschritte sind zwar einfach, doch der Tanz gilt als besonders erotisch. Immer wieder bleiben die Männer an Ort stehen und die Frauen lassen ihre Hüften langsam kreisen. Die Paare tanzen meistens eng beieinander. Kizomba ist eine Mischung aus westafrikanischer und karibischer Musik. In der Schweiz ist der neue Stil noch wenig bekannt. Dennoch bieten Tanzschulen in mehreren Städten Kurse an.
Daniela Gmür aus Wetzikon ZH tanzt regelmässig Kizomba, weil ihr die abwechslungsreiche Musik gefällt: «Es gibt langsame und schnelle Stücke.» Die Tanzschritte seien relativ einfach, ohne fixe Reihenfolge, sagt die 34-Jährige. «Das gibt mir die Freiheit, den Rhythmus und die Melodie der Musik mit meinen Bewegungen auszudrücken.» Der 29-jährige Lawrence Wirth aus Pfaffhausen ZH ergänzt, beim Kizomba könne er gut abschalten: «Man muss nicht ständig Tanzfiguren aneinanderreihen wie beim Salsa. Kizomba ist ein sehr sinnlicher Tanz, wenn die Verbindung zwischen den Tanzpartnern stimmt.»
In den letzten Jahren sind viele neue Tanzstile aus Südamerika und der Karibik in der Schweiz angekommen: Zu den bekannten Paartänzen wie Salsa und Tango kamen Bachata, Samba de Gafiera, Forró und Zouk. Der beliebteste Tanz bleibt Salsa. Maya Kunz vom Tanzwerk 101 in Zürich sagt: «Die Musik ist fröhlich, strahlt eine unbändige Lebensfreude aus und erinnert an Ferien in der Karibik.» Beim Salsa sei der Körper ständig in Bewegung: «Man trainiert nicht nur die Beine, sondern alle Muskeln.» Dieser Tanz sei auch gut für den Kreislauf. Deshalb sei es eine gute Alternative zum Trainieren im Fitnesscenter.
Tanzen ist generell gut für das Gehirn und für das seelische Wohlbefinden. Studien zeigen: Wer regelmässig tanzt, hat ein grösseres Gehirnvolumen und vermindert das Risiko für Demenz. Das Einstudieren neuer Bewegungsabläufe trainiert die grauen Zellen. Am besten geht das laut Fachleuten, wenn man mit wechselnden Partnern tanzt, wie das bei vielen südamerikanischen Stilen üblich ist. Dann muss sich das Gehirn immer wieder auf neue Bewegungsabläufe einstellen.
Schnelle Tänze sind gut für die Kondition
Allerdings sind nicht alle Tänze gleich gut für die Fitness. Das zeigt ein Vergleich des Gesundheitstipp (siehe Tabelle). Sonja Bütikofer, Gründerin der Tanzschule Swisskizomba, Nancy Staub, Leiterin der Tanzschule Salsalegría, und Maya Kunz bewerteten den Nutzen für die Fitness der acht populärsten südamerikanischen und karibischen Tanzstile. Am besten schnitten Salsa cubana und Samba de Gafiera ab. Der Grund: Beide Tänze sind schnell. Das rasante Tempo fördert die Kondition und die Beweglichkeit.
Bei Salsa stehen verschiedene Stile zur Auswahl: Am meisten verbreitet sind der kubanische und der puertorikanische Stil. Tanzlehrerin Nancy Staub findet, Salsa cubana sei für Einsteiger besser geeignet: «Anfänger machen schnell Fortschritte. Das macht mehr Spass.» Zudem fördere der kubanische Stil Kondition und Beweglichkeit besser als der Salsa puertorriqueña.
Auch die brasilianischen Tänze bringen laut den Expertinnen viel für die Fitness. Samba de Gafiera tanzt man zu brasilianischer Popmusik mit rassigen Sambarhythmen. Die schnellen, eleganten Tanzbewegungen sind vom Tango beeinflusst. Forró ist ein schneller, sinnlicher Tanz. Die Forró-Musik stammt aus dem ländlichen Nordosten Brasiliens und wird oft mit einem Akkordeon gespielt. Auch beim Zouk kommt man ins Schwitzen. Vor allem die Frauen: Sie beugen sich teils spektakulär nach hinten (Cambré) und machen rollende Kopfbewegungen.
Der Tango argentino bekam im Vergleich weniger Punkte. Nancy Staub: «Es dauert sehr lange, bis man gut Tango tanzen kann.»
Am wenigsten für die Fitness bringen Kizomba und Bachata, ein eher melancholischer Stil aus der Dominikanischen Republik. Beide erhielten von den Expertinnen das Schlussurteil «genügend». Die Tänze bestehen vorwiegend aus seitlichen Schritten. «Die Paare bewegen sich nicht gross im Raum», sagt Staub. «Der Nutzen für die Kondition ist gering.»
Tipps: So finden Sie Kurse und Tanzpartner
- Informieren Sie sich auf Youtube.com. Dort finden Sie Videos aus allen Stilrichtungen.
- Buchen Sie einen Kurs. Informationen zu Tanzschulen und Anlässen gibt es zum Beispiel auf Salsa.ch und Tangoinfo.ch.
- Tanzpartner finden Sie bei Dancepartner.ch, Tanzmitmir.net oder Findanddance.ch.
- Viele Tanzschulen bieten Kurse für Kinder, Singles oder Senioren an.
- Gehen Sie regelmässig an Tanzanlässe, auch wenn Sie ein Einsteiger sind. So können Sie die im Kurs gelernten Schritte am besten üben.