Menopause - Das Leben geht weiter - auch ohne Hormone
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Gesundheitstipp 2/2000
01.02.2000
Irene Schibli: Nach zwei Jahren tauschte sie die künstlichen Hormone gegen pflanzliche Heilmittel und Yoga ein
Die Wechseljahre sind ein natürlicher Prozess - künstliche Hormone oft nicht nötig. Wallungen und Schlafstörungen lassen sich auch sanft behandeln: mit Steinklee, Frauenmantel oder Salbei.
Als Irene Schibli 50 war, verschrieb ihr der Arzt Hormone. Nicht weil die heute 60-Jährige krank gewesen wäre, sondern weil sie in die Wechseljahre kam.
Irene Schibli: Nach zwei Jahren tauschte sie die künstlichen Hormone gegen pflanzliche Heilmittel und Yoga ein
Die Wechseljahre sind ein natürlicher Prozess - künstliche Hormone oft nicht nötig. Wallungen und Schlafstörungen lassen sich auch sanft behandeln: mit Steinklee, Frauenmantel oder Salbei.
Als Irene Schibli 50 war, verschrieb ihr der Arzt Hormone. Nicht weil die heute 60-Jährige krank gewesen wäre, sondern weil sie in die Wechseljahre kam.
Die meisten Schulmediziner sehen die Menopause als eine «Hormonmangelkrankheit». Sie empfehlen darum Frauen ab 50 eine Hormontherapie. Nicht nur, um während der Wechseljahre Beschwerden zu lindern, die durch das Umstellen der Hormone entstehen. Sie empfehlen sie sogar lebenslang, um später Herz-Kreislauf-Krankheiten und Osteoporose vorzubeugen.
Die Vereinigung Schweizer Ärztinnen (VSÄ) steht einer solchen Pauschalverordnung skeptisch gegenüber. Das Fazit, das die VSÄ im letzten Herbst an einer von ihr organisierten Tagung zog: Solange das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer langfristigen Hormontherapie nicht wissenschaftlich gesichert ist, sollten nur Frauen mit starken Wechseljahrbeschwerden eine Therapie mit Östrogenen verordnet bekommen. Und dies lediglich auf einige Jahre begrenzt, bis sich der Körper an die neue Situation gewöhnt hat (siehe auch Puls-Tip 10/99).
«Ich wollte nicht mehr in die Natur eingreifen»
Irene Schibli hatte die Pillenschluckerei nach zwei Jahren satt. «Ich wollte nicht mehr täglich in die Natur eingreifen», sagt sie, «so setzte ich die Medikamente ab.» Sie ist jetzt 60 und fühlt sich ohne künstliche Hormone «sehr wohl». «Natürlich kann ich nicht ausschliessen, an Osteoporose zu erkranken», räumt sie ein. Doch sie betrachte die Wechseljahre als etwas Natürliches und keineswegs Krankhaftes. Aufkommende Beschwerden wolle sie sanft behandeln.
Ihre Ärztin hat ihr Nachtkerzenöl und Zink verschrieben. Und sie ernährt sich vegetarisch. «Wenn ich mich nicht gut fühle, nehme ich mineralische Mittel, so genannte Schüssler-Salze.» Für die innere Balance mache sie regelmässig Yoga. Und was unternimmt sie gegen die berüchtigten Wallungen? - «Die will ich gar nicht bekämpfen, die erlebe ich als heftige Energieschübe.»
Ernährung und Bewegung beeinflussen Beschwerden
Mit einem bewussten Lebensstil und natürlichen Heilmethoden können die meisten Frauen ihren Wechseljahr-Beschwerden abhelfen oder sie wenigstens lindern.
«Eine gesunde Lebensführung in der Menopause umfasst vier Bereiche: Ernährung, Bewegung, Selbstliebe und eine naturheilkundliche Behandlung», sagt Heide Fischer, die sich als Ärztin seit vielen Jahren mit Alternativen zur Hormonbehandlung befasst. Sie rät, folgende Punkte zu beachten:
- Ernähren Sie sich schon vor der Menopause (ab 40) kalzium- und vitaminreich, mit wenig tierischen, dafür umso mehr pflanzlichen Eiweissen (Hülsenfrüchte, Tofu). Kalzium stärkt die Knochen. Gute Kalziumquellen sind Hülsenfrüchte, grünes Gemüse, Vollkornprodukte, Sesam, Trockenfrüchte und Mineralwasser.
- Achten Sie auf den Säurehaushalt. «Die Nahrung soll zu vier Fünfteln aus base- und nur zu einem Fünftel aus säurebildenden Lebensmitteln bestehen», sagt Heide Fischer. Milchprodukte sind zwar reich an Kalzium, aber säurebildend. Man sollte sie daher nicht im Übermass konsumieren. Listen mit säure- und basebildenden Nahrungsmitteln gibt es in guten Buchhandlungen.
- Ergänzen Sie Ihren Menüplan mit Soja-Produkten. Heide Fischer: «Chinesinnen essen viel Soja. Sie leiden weniger häufig an Osteoporose, obschon sie keine Milchprodukte essen.» Soja und andere Bohnenarten besitzen Inhaltsstoffe, die eine östrogenähnliche Wirkung haben.
- Vermeiden Sie Koffein, das den Knochen Kalzium entzieht.
- Bewegen Sie sich häufig: Kräftige Muskeln entlasten das Skelett. Trainierte Menschen stürzen ausserdem weniger und haben deshalb seltener Knochenbrüche.
- Yoga, autogenes Training und Tai Chi helfen, psychische Schwankungen auszugleichen, und geben ein gutes Körpergefühl.
- Versuchen Sie auch, Stress abzubauen. Nehmen Sie den Alltag im dritten Lebensabschnitt etwas gelassener.
Bea Drack Fischer