Rund um die Einstiche schwillt seine Haut jeweils an und juckt stark – die Mücken verschonen Torsten Mädel aus Herznach AG nicht. «Keine Ahnung, warum ich immer so drankomme», sagt der 46-Jährige. Besonders viele Stiche hat er, wenn er Sommerabende an Seen verbringt.
Mädel ist kein Einzelfall: Mücken brauchen Menschenblut zur Fortpflanzung. Wenn sie stechen, spritzen sie Proteine in die Haut, damit das Blut nicht gerinnt. Die Folge ist eine kleine allergische Reaktion.
Der Basler Arzt Urspeter Masche sagt: «Die Stiche verlaufen in vielen Fällen gutartig und heilen von selbst ab.» Trotzdem sind zahlreiche chemische Mittel erhältlich, die eine rasche Heilung versprechen. Laut Masche sind aber nicht alle empfehlenswert (siehe Tabelle im PDF).
Wenn die Haut rasch anschwillt, helfen Medikamente wie die Tabletten Cetallerg Sandoz, Zyrtec und Claritine. Ihre Wirkstoffe hemmen das Ausschütten von Histamin. Der Körper stellt den Botenstoff bei Allergien im Übermass her. Dieser verursacht die Anschwellung. Forscher führten kleinere Studien zu solchen Mitteln durch und konnten zeigen, dass sie vor allem Frühsymptome eines Insektenstichs lindern.
Parapic und Fenistil: Nutzen fraglich
«Gerade wenn die Stelle rund um den Stich in den ersten Momenten stark anschwillt, sind die Tabletten empfehlenswert», sagt Masche. Stiche von Bienen und Wespen können hingegen so gefährlich sein, dass Antihistaminika-Tabletten allein nicht reichen. Stifte, die äusserlich gegen Histamin wirken, empfiehlt Masche nicht. Dazu gehören so verbreitete Mittel wie Parapic und Fenistil. «Sie sind bei Insektenstichen praktisch nicht untersucht», schreibt er in der Fachzeitschrift «Pharma-Kritik». «Sie scheinen nur von geringfügigem Nutzen zu sein.»
«Kortison-Präparate sparsam verwenden»
Wenn der Einstich sehr stark juckt und sich die Stelle entzündet, wirkt oft eine Salbe mit Kortison. Solche Salben sind zum Beispiel Sanadermil und das rezeptpflichtige Alfacorton. Man solle es aber «möglichst sparsam und kurzzeitig» verwenden, betont Masche. «Sonst riskiert man Hautschäden.» Im Gesicht und auf verletzter Haut sollte man sie nicht auftragen.
Ist ein Stich sehr schmerzhaft, kann sich laut Masche ein Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen lohnen. Bei starken Symptomen wirken schmerzlindernde Substanzen, die in einigen Insektenstichmitteln enthalten sind, zu wenig.
Erhältlich sind auch Mittel mit Ammoniak, zum Beispiel After Bite. Ihre Wirkung beruht auf einer Gegenirritation der Haut. Laut Masche gibt es zu wenige Studien zu Präparaten mit Ammoniak. Sie seien deshalb nicht zu empfehlen.
Auch sonst ist die Wirksamkeit vieler Mittel nur spärlich dokumentiert. Masche fasst zusammen: «Man kann nur von Cremes mit Kortison und Antihistaminika-Tabletten erwarten, dass sie wirken.» Alle anderen Mittel seien nicht zuverlässig geprüft.
Wer auf Chemie verzichten will, kann zu Mitteln mit pflanzlichen Stoffen greifen: etwa Combudoron von Weleda und das Insektenstich-Mittel von Similasan. Beide enthalten Kleine Brennnessel, im Similasan-Produkt sind auch Schlangen- und Bienengift drin.
Hausmittel: Zwiebelsaft auf die Haut reiben
Der von Mücken geplagte Torsten Mädel versucht es jeweils zuerst mit Hausmittelchen. Er schneidet eine Zwiebel auf und reibt den Saft auf die gestochene Stelle. «Wenn der Juckreiz zu stark wird und ich kratzen will, nehme ich Tabletten, die das Histamin blocken», sagt er.
Die Hersteller der Gels und Salben mit Histamin-Blockern verweisen auf den Erfolg ihrer Produkte. Parapic-Herstellerin Biomed schreibt: «Viele Kunden sind mit der Wirkung zufrieden.» Fenistil-Herstellerin Glaxosmithkline sagt, knapp 40 Millionen Patienten hätten das Gel allein von 2006 bis 2009 verwendet. «Die Zahlen sprechen für die Wirksamkeit des Produkts.» Meda Pharma, Herstellerin von After Bite, räumt ein, dass es gemäss Packungsbeilage «zu örtlichen Hautreizungen kommen» könne. Ob After Bite das richtige Medikament sei, müsse man im Gespräch mit Fachleuten ermitteln.
Galenica, Herstellerin der kortisonhaltigen Salbe Sanadermil, sagt, diese werde nicht explizit für Insektenstiche beworben. Sie empfiehlt stattdessen das Produkt Stilex, das die Ausschüttung von Histamin blockiere. Galenica stellt auch Algifor-L her: Komplikationen würden bei langer Anwendung und bei sehr hoher Dosierung auftreten.
Alfacorton-Herstellerin Galderma sagt, das Produkt sei schwach dosiert und führe kaum zu Nebenwirkungen. Wer durch die Creme trockene Haut bekommt, könne die Alfacorton-Fettcreme benutzen.