Während der Vorweihnachtszeit gehen Eltern, Grosseltern, Gotten und Göttis gern mit Kindern ins Kino. Viele fragen sich, ob die Lautstärke im Kino dem Gehör der Kleinen nicht schadet. Denn eine Messung des Gesundheitstipp vor sechs Jahren hatte gezeigt: Erwachsenenfilme sind oft sehr laut. Die Mittelwerte für die gemessenen Filme lagen zwischen 73 und 78 Dezibel.

Jetzt zeigt eine neue Stichprobe des Gesundheitstipp: Bei Kinderfilmen ist die Lautstärke meist moderat. Das Messgerät zeigte Werte zwischen knapp 60 und fast 70 Dezibel an.

Spitzenwert von über 80 Dezibel

Am lautesten waren die beiden Aufführungen des Trickfilms «Die Boxtrolls». Dessen Titelhelden erinnern ein wenig an den Ausserirdischen E.T. im Klassiker von Steven Spielberg: hässlich und etwas sonderbar, aber liebenswert. 

Doch die kurligen Kerle werden von den Menschen gejagt und verleumdet. Etwa an einem Jahrmarkt: «Tötet die Boxtrolls», schmettert da eine Sängerin von der Leinwand. Während solch dramatischer Szenen kann es auch im Kinderkino ganz schön laut werden: Deutlich über 80 Dezibel zeigte das Messgerät als Spitzenwert an, sowohl im Kino Houdini in Zürich wie auch im Kinosaal des Kinder-Lernzentrums Kindercity in Volketswil ZH. 

Die gute Nachricht: Dies ist unschädlich. To­bias Kleinjung, Professor für Hals-Nasen-Ohren-Medizin am Universitätsspital Zürich: «Das Gehör von Kindern ist nicht empfindlicher als jenes von Erwachsenen.» Solange man als Mutter oder Götti den Ton nicht als unerträglich laut empfinde, müsse man auch beim Kind nicht um das Gehör fürchten.

Allerdings sind diese Spitzenwerte nahe an dem Bereich, den man als unangenehm empfindet. Bei einer dauernden Belastung mit 85 Dezibel, etwa am Arbeitsplatz, braucht es bereits einen Gehörschutz – sonst drohen Hörschäden.

Nicht jeder reagiert gleich auf solche Lautstärken. Kleinjung: «Bei Erwachsenen wie auch bei Kindern gibt es Menschen, die sehr empfindlich auf Lärm reagieren.» Für sie wird das Kinovergnügen bei zu lauten Szenen zur Qual. Kommt dazu: Bei Kindern, die zur Hyperaktivität neigen, können Lärm und laute Geräusche die Symptome verstärken.

Am wenigsten laut war es im Kino Trafo in Baden: Die Biene Maja und ihre Freunde summten im Durchschnitt mit gerade mal 58,9 Dezibel über die Blumen­wiese. Für Beat Hohmann, Akustik-Experte bei der Suva in Luzern, ist dies völlig ausreichend. Der Filmgenuss werde dadurch nicht geschmälert: «Im Kino hat man ja ausgezeichnete akustische Verhältnisse. Da muss ein Film gar nicht laut sein.» 

Der gleiche Film war im Kino City in Bern deutlich lauter, nämlich 65,2 Dezibel. Das entspricht Lautstärken, die Kinder aus dem Alltag kennen: Ein Gespräch ist etwa 60 bis 65 Dezibel laut, in einer Kinderkrippe oder auf dem Pausenplatz sind 70 Dezibel normal.

Die Kinos Houdini und Kindercity schreiben dem Gesundheitstipp, man habe noch nie Reklamationen wegen eines zu lauten Films erhalten. Offenbar sind sich mehrere Kinobetreiber des Problems bewusst: Die Kinos Trafo, City und Houdini geben nämlich alle an, sich nicht an die Normen zu halten, sondern die Filme «bedeutend leiser» abzuspielen als empfohlen.