Pillen unter Krebsverdacht
Studien weisen darauf hin: Sartane gegen hohen Blutdruck können das Krebsrisiko erhöhen. Es gibt Alternativen.
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Gesundheitstipp 11/2010
06.11.2010
Letzte Aktualisierung:
09.11.2010
Andreas Grote
Micardis, Diovan oder Blopress – diese Blutdrucksenker zählen zu den am meisten verschriebenen Medikamenten in der Schweiz. Sie gehören zur Gruppe der Sartane, die oft weniger Nebenwirkungen haben als andere Blutdruckmittel – zumindest weniger offensichtliche.
Denn vor Kurzem kam eine Studie im Fachblatt «Lancet Oncology» zum Schluss: Wer Sartane schluckt, riskiert vermehrt, an Krebs zu erkranken. Die Forscher untersuchten 61&thins...
Micardis, Diovan oder Blopress – diese Blutdrucksenker zählen zu den am meisten verschriebenen Medikamenten in der Schweiz. Sie gehören zur Gruppe der Sartane, die oft weniger Nebenwirkungen haben als andere Blutdruckmittel – zumindest weniger offensichtliche.
Denn vor Kurzem kam eine Studie im Fachblatt «Lancet Oncology» zum Schluss: Wer Sartane schluckt, riskiert vermehrt, an Krebs zu erkranken. Die Forscher untersuchten 61 000 Bluthochdruck-Patienten. Mehr als 7 von 100, die Sartane schluckten, erkrankten an Krebs. In der Kontrollgruppe waren es nur 6. Bereits 2003 wies eine Studie auf das erhöhte Krebsrisiko hin.
Die europäischen und amerikanischen Gesundheitsbehörden wollen die Sartane nun weiter prüfen. Denn zwei andere Studien haben gezeigt, dass besonders bei Diabetikern mit Bluthochdruck auffallend viele an Krebs sterben.
Das Fachblatt «Arznei-Telegramm» empfiehlt, Sartane nur einzusetzen, wenn Patienten andere Mittel nicht vertragen. Auch für Etzel Gysling, Arzt und Herausgeber des Fachblatts «Pharma-Kritik», gibt es Alternativen: die ACE-Hemmer. Dazu gehören Cibacen, Captopril oder auch Zofenil. Gysling: «Sie wirken ähnlich gut wie Sartane und sind erst noch günstiger.»
Häufig geht es auch ohne Medikamente
Bei mässig erhöhtem Blutdruck genügen oft auch Diuretika, die den Körper beim Entwässern unterstützen. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser: «Sie sind wirksam, sicher, verträglich und in solchen Fällen die erste Wahl.» Häufig geht es sogar ohne Medikamente.
Zwar gilt ein oberer Blutdruck zwischen 100 und 130 als «normal». Doch auch bei einem Blutdruck von 130 bis 140 brauchen Patienten meistens noch keine Pillen. Walser: «Ein solcher Blutdruck erfordert Kontrolle, nicht Therapie.» Zudem ist der Blutdruck im Alter sowieso etwas höher.
Studien zeigen, dass Medikamente bei Menschen über 60 Jahren erst dann einen Nutzen bringen, wenn der obere Wert sogar über 160 beträgt, sagt Walser. Bei über 85-Jährigen sollte der Blutdruck gar nicht unter 140 sein.
Ein hoher Blutdruck ist zudem meist nur dann riskant, wenn andere Faktoren dazukommen. Denn oft ist hoher Blutdruck lediglich Symptom eines ungesunden Lebensstils.
Dazu gehören rauchen, zu wenig Schlaf, Stress, Übergewicht, mangelnde Bewegung oder ein Zuviel an Alkohol und eine salzreiche Ernährung. Gesundheitstipp-Arzt Walser: «Wer seinen Lebensstil ändert, kann viel erreichen gegen seinen hohen Blutdruck.»
Tipps: So bekämpfen Sie hohen Blutdruck
- Vermeiden Sie Übergewicht.
- Essen Sie viel Obst und Gemüse und wenig Salz und Fett.
- Bewegen Sie sich täglich eine halbe Stunde so, dass der Puls ansteigt.
- Stoppen Sie das Rauchen.
- Sorgen Sie für genügend Schlaf.
- Trinken Sie nur mässig Alkohol, höchstens ein Glas Rotwein pro Tag.
Merkblatt «Bluthochdruck» auf www.gesundheitstipp.ch