Wir freuen uns, Ihnen die Studie über die Eisentherapie zu präsentieren»: Mit diesen Worten richtete sich der Basler Arzt Beat Schaub kürzlich an den Krankenkassenverband Santésuisse. Die Studie zeigt, dass sich 85 Prozent der Frauen nach Eiseninfusionen besser fühlen. Sie waren weniger müde, konnten sich besser konzentrieren und schlafen. Im Begleitbrief schreibt Schaub, die «halbe Menschheit» habe zu wenig Eisen und brauche Infusionen.
Schaub will mit der Studie erreichen, dass die Krankenkassen weiterhin die bis 600 Franken teuren Therapien bezahlen. Momentan prüft der Bund, ob sie das weiterhin tun müssen. Kassen wie Atupri oder Helsana sind schon jetzt kritisch. Atupri zahlt die Infusionen nur unter der Bedingung, dass der Blutwert unter 30 Nanogramm pro Milliliter Blut liegt.
Schaubs Studie ist laut Fachleuten wenig wert. Denn in guten Studien teilt man die Patienten in zwei Gruppen ein: Eine Gruppe erhält das Medikament, die andere nur ein Scheinmedikament. Ärzte und Patienten wissen zudem nicht, wer das Medikament erhält. In Schaubs Studie fehlt ein solcher Vergleich. Hausarzt Etzel Gysling, Herausgeber des unabhängigen Fachblatts «Pharma-Kritik», sagt: «Die Aussagekraft der Studie ist sehr gering.» Selbst Frauen, die statt Eisen eine Kochsalzlösung erhalten, fühlen sich danach besser. Das zeigt eine Studie der Uni Zürich im Jahr 2011. Dazu kommt: Die Mitarbeiter von Schaubs Studie massen die Eisenwerte mit unterschiedlichen Methoden. Gesundheitstipp-Ärztin Martina Frei kritisiert: «In Studien muss man die Werte bei jeder Patientin genau gleich messen.»
Krankheit nach sich selbst benannt
Schaub verschreibt Frauen seit Jahren Eiseninfusionen. Beschwerden wie Müdigkeit, verspannter Nacken und Kopfweh führt er auf Eisenmangel zurück. Die angebliche Krankheit benannte er nach sich selbst – «Morbus Schaub». Er behandelt Frauen, bis sie hohe Werte zwischen 100 und 200 Nanogramm Eisen pro Milliliter Blut erreichen. Die Weltgesundheitsoranisation WHO empfiehlt erst dann eine Behandlung, wenn man weniger als 15 Nanogramm hat.
Kommt hinzu: Eiseninfusionen können gefährlich sein. Der deutsche Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser sagt: «Wenn Patienten das Eisen nicht vertragen, kann es zu schweren Reaktionen kommen, zum Beispiel zum Schock.» Das kann tödlich sein.
Dies betont auch Johann Steurer, Leiter des Horten-Zentrums an der Uni Zürich. «Eiseninfusionen sind kein Zuckerwasser, sondern Menschen sind – sehr selten – infolge dieser Infusionen gestorben», schreibt er in der «Schweizerischen Ärztezeitung».
Bei Swissmedic sind seit 2010 rund 1200 Meldungen wegen Nebenwirkungen eingegangen. In manchen Fällen verfärbte sich der Arm schwarz, an dem die Infusion hineintröpfelte («Gesundheitstipp» 3/2019).
Schaub schreibt in seiner Stellungnahme, viele Frauen seien bei Werten um 15 Nanogramm Eisen pro Milliliter Blut krank. Es sei «ein gewaltiger Irrtum», dass die WHO erst unter diesem Wert von einem Mangel spreche.
Schaub gibt zu, dass seine Studie nicht kontrolliert sei. Er könne es jedoch «ethisch nicht verantworten», Frauen in einer Studie statt Eisen nur ein Scheinmittel zu geben. Eine Studie, in der «fremde» Patientinnen beurteilt werden, «müsste von einer anderen Stelle durchgeführt werden», so Beat Schaub. Das Risiko von Unverträglichkeiten sei bei den Infusionen gering.
So kommen Sie zu Eisen
- Essen Sie rotes Fleisch, Fisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Weizenkleie sowie grünes Gemüse wie Spinat, Rucola oder Erbsen.
- Trinken Sie dazu Orangensaft oder essen Sie eine Kiwi. Darin ist Vitamin C enthalten. So kann der Körper das Eisen leichter aufnehmen.
- Versuchen Sie es mit Eisentabletten.
- Lassen Sie sich nur Infusionen verschreiben, wenn diese Tipps nichts nützen.