Einheimische Spargeln - ein Beitrag zum Klimaschutz
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saldo 6/2000
29.03.2000
Der Speisezettel beeinflusst das Klima. Ein Kilo Spargeln aus den USA verbraucht bis zu fünf Liter Erdöl. Gemüse aus der Region benötigt rund 50-mal weniger Energie.
Weisse Walliser Spargeln und Grünspargeln aus dem Thurgau kommen erst ab Mitte April in die Läden. Dennoch sind die Gemüseregale bei den Grossverteilern schon seit Monaten voll mit grünen Spargeln aus Kalifornien. Auch erste weisse Spargeln aus Spanien oder Frankreich sind bereits heute zu haben.
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Der Speisezettel beeinflusst das Klima. Ein Kilo Spargeln aus den USA verbraucht bis zu fünf Liter Erdöl. Gemüse aus der Region benötigt rund 50-mal weniger Energie.
Weisse Walliser Spargeln und Grünspargeln aus dem Thurgau kommen erst ab Mitte April in die Läden. Dennoch sind die Gemüseregale bei den Grossverteilern schon seit Monaten voll mit grünen Spargeln aus Kalifornien. Auch erste weisse Spargeln aus Spanien oder Frankreich sind bereits heute zu haben.
Die Schweizerinnen und Schweizer bereiten sich ihr erstes Spargelgericht offenbar immer früher zu: Von 1995 bis 1999 haben die Importe an grünen Spargeln um 56 Prozent zugenommen, im letzten Jahr waren es 6155 Tonnen. Mehr als 80 Prozent davon stammen aus den USA und kommen im Flugzeug über den grossen Teich.
Während sich Gourmets darüber freuen, dass Spargeln praktisch das ganze Jahr über erhältlich sind, leidet die Umwelt unter dieser Entwicklung: Ein einziges Kilo Spargeln aus den USA belastet die Atmosphäre gleich wie eine Autofahrt von 40 Kilometern. Bei europäischen Spargeln ist die Umweltbelastung achtmal tiefer, bei einheimischen Spargeln sogar zehnmal. Hauptgrund dafür ist der Energieverbrauch beim Transport.
Im Schnitt aller Gemüsesorten sieht die Bilanz noch schlimmer aus: Ein Kilo eingeflogenes Gemüse verbraucht auf seinem Weg von der Aussaat bis ins Ladenregal sogar 48-mal mehr Erdöl als Gemüse aus der Region. Ein Kilo neuseeländisches Lamm- oder argentinisches Rindfleisch belastet die Atmosphäre etwa gleich stark mit Treibhausgasen wie eine über 80 Kilometer lange Autofahrt - doppelt so viel wie Schweizer Biofleisch.
Ins Gewicht fallen Produktionsart und Transportwege
Diese Zahlen basieren auf der Forschungsarbeit von Niels Jungbluth von der ETH Zürich. Er hat für das Schwerpunktprogramm Umwelt des Schweizerischen Nationalfonds die "Umweltfolgen des Nahrungsmittelkonsums" untersucht und dafür den Energieeinsatz bei der Produktion, dem Transport sowie für die Verarbeitung und die Verpackung unserer Lebensmittel unter die Lupe genommen.
Überraschendstes Resultat für Jungbluth: Die Verpackung fällt im Vergleich zur Transportart oder der Herstellungsweise wenig ins Gewicht. Bei Gemüse macht die Verpackung nur einen Achtel des gesamten Energieverbrauchs aus, beim Fleisch ist es sogar nur ein Hundertstel.
Statt hauptsächlich auf die Verpackung zu achten, sollten umweltbewusste Konsumenten bei Gemüse, das nicht aus Übersee stammt, auf die Produktionsart achten. Denn bei Gemüse mit kurzen Transportwegen fallen für den Gesamtenergieverbrauch vor allem die Produktionsbedingungen ins Gewicht: So haben etwa in beheizten Gewächshäusern gezogene Tomaten oder Gurken bis ins Geschäft rund neunmal mehr Energie verbraucht als Freilandprodukte. Und bei Biogemüsen ist die gesamte Umweltbelastung niedriger als bei Gemüse aus Integrierter Produktion oder konventionellem Anbau aus derselben Region.
Ob Ackern, Säen, Düngen, Ernten, Transportieren, Verpacken oder Lagern - bei allen Stationen auf dem Weg vom Feld in die Läden wird Diesel, Benzin, Kerosin oder Erdgas verbrannt. Dabei entsteht CO2, das als Treibhausgas hauptverantwortlich für die weltweite Klimaveränderung ist.
Die Ernährungsgewohnheiten beeinflussen also das Klima. Allein die Grünspargeln aus den USA, die jährlich in der Schweiz verzehrt werden, belasten die Atmosphäre mit rund 55000 Tonnen CO2 etwa gleich stark wie 19 Millionen Liter verbranntes Heizöl oder 160 Millionen verfahrene Autokilometer.
Jennifer Zimmermann vom WWF Schweiz: "Würden die Konsumenten vermehrt Gemüse aus einheimischer Produktion einkaufen und auf Gewächshausgemüse und eingeflogene Produkte verzichten, könnten sie helfen, den Treibhauseffekt zu reduzieren." Denn die Ernährung trage bis zu 20 Prozent zur Klimaerwärmung bei, sagt Zimmermann. Der WWF will deshalb ab April in einer gross angelegten Klimakampagne unter anderem auf den Zusammenhang zwischen Lebensmittelkonsum und Klima aufmerksam machen.
Umweltbewusste Konsumenten, die mit dem ersten Spargelmenü zuwarten, bis im Wallis oder Freiburger S