Flugbegleiterinnen - Swissair: "Keine böse Absicht"
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saldo 3/2000
16.02.2000
Die Swissair diskriminiert ihre Aushilfen - dagegen reichte die Gewerkschaft Unia eine Millionenklage ein. Der Flugriese verspricht bessere Arbeitsbedingungen.
Flight Attendant Marianne Osterwalder war überrascht, als sie nach der Kassensturz-Sendung vom 1. Februar Post von ihrer Arbeitgeberin erhielt. Swissair bietet der 56-Jährigen eine Festanstellung an. 16 Jahre lang kämpfte die Aushilfskraft dafür, sprach immer wieder beim Personaldienst vor. Vergeblich. Und auf einmal kl...
Die Swissair diskriminiert ihre Aushilfen - dagegen reichte die Gewerkschaft Unia eine Millionenklage ein. Der Flugriese verspricht bessere Arbeitsbedingungen.
Flight Attendant Marianne Osterwalder war überrascht, als sie nach der Kassensturz-Sendung vom 1. Februar Post von ihrer Arbeitgeberin erhielt. Swissair bietet der 56-Jährigen eine Festanstellung an. 16 Jahre lang kämpfte die Aushilfskraft dafür, sprach immer wieder beim Personaldienst vor. Vergeblich. Und auf einmal klappt es.
Ein Wermutstropfen ist allerdings dabei. Denn Marianne Osterwalder muss jetzt elf Monate am Stück arbeiten. So viel wollte sie eigentlich nicht mehr fliegen. Am liebsten hätte sie eine 50-Prozent-Stelle mit Pensionskassenberechtigung und eine bessere Bezahlung, so wie andere auch. Darauf wollte die Swissair nicht eingehen.
Die Fluggesellschaft sei den Aushilfen schon genügend entgegengekommen, findet Swissair-Personalchef Matthias Mölleney. "Die Alterslimite für Wiedereinsteigerinnen haben wir abgeschafft, Aushilfen dürfen nun länger als 120 Tage pro Jahr arbeiten."
Gewerkschaften fordern Mindestbeschäftigung
Doch selbst für den Hausverband Kapers, der als eher zahnlos gilt, liegt noch einiges im Argen. Präsident Martin Guggi: "Es gibt drei Punkte, die wir ändern wollen. Wir verlangen gleichen Lohn für gleiche Arbeit, eine Entschädigung für Arbeit auf Abruf und einen Anspruch auf Mindestarbeitszeit pro Jahr."
Swissair-Personalchef Mölleney findet, diese Probleme seien längst vom Tisch. "Ge-genwärtig erarbeiten wir ein Modell für Frauen, die schwanger werden und später wieder einsteigen. Bereits auf den 1. Januar haben wir die Höchstbeschäftigungsdauer auf 160 Tage erhöht." Das sei nutzlos, sagt die Unia. Was sie fordert, ist eine Mindestbeschäftigung. Nur dann seien die Aushilfen sicher, dass sie genügend verdienen, um in die Pensionskasse aufgenommen zu werden.
Marianne Osterwalders Jahreseinkommen hat diese Schwelle mehrmals überschritten. Damit hätte sie Anrecht auf Pensionskassengelder. Mehrmals sprach sie beim Personaldienst vor, beharrte auf ihrem Recht - ohne Erfolg.
Jetzt, wo die Swissair im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, geht die Fluggesellschaft noch einmal über die Bücher. Das Personalbüro überprüft jetzt Marianne Osterwalders Gehaltsabrechnungen peinlich genau.
"Keine böse Absicht", beschwichtigt Mölleney. "Alles war nur eine Computerpanne."
Thomas Vogel