Harte Töne aus Dänemark
Bang & Olufsen will jede Preiskonkurrenz verhindern. Jetzt gerät das umstrittene Geschäftsgebaren der Dänen ins Visier der Wettbewerbskommission.
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saldo 8/2005
27.04.2005
Franco Tonozzi
Der dänische Hersteller von Design-Unterhaltungselektronik Bang & Olufsen (B&O) will alleine bestimmen, zu welchen Konditionen seine Produkte in der Schweiz verkauft werden. Pech für Fischer Hifi in Altwis LU: Der Händler verkaufte B&O-Produkte mit Rabatten von 20 Prozent. Die Luzerner kauften die B&O-Ware günstig im Ausland ein und gaben den Preisvorteil an ihre Kunden weiter.
Preisbrechern wird der Vertrag gekündigt
Diese Sabotage ihrer Hochpreispolit...
Der dänische Hersteller von Design-Unterhaltungselektronik Bang & Olufsen (B&O) will alleine bestimmen, zu welchen Konditionen seine Produkte in der Schweiz verkauft werden. Pech für Fischer Hifi in Altwis LU: Der Händler verkaufte B&O-Produkte mit Rabatten von 20 Prozent. Die Luzerner kauften die B&O-Ware günstig im Ausland ein und gaben den Preisvorteil an ihre Kunden weiter.
Preisbrechern wird der Vertrag gekündigt
Diese Sabotage ihrer Hochpreispolitik war den Dänen ein Dorn im Auge. Philipp Wirz, Marketingleiter von Fischer Hifi: «B&O hat die Lieferungen an unseren ausländischen Geschäftspartner eingestellt.» Jetzt bleibt Schweizer Konsumenten nichts anderes übrig als der Gang zum teuren offiziellen Verkäufer.
Daniella Simmig von B&O macht keinen Hehl daraus, dass unerwünschte Händler hart angefasst werden: «Verkäufe an nicht autorisierte Handelspartner stellen einen gravierenden Verstoss gegen unsern Vertriebsvertrag dar. Das kann dazu führen, dass der Vertrag gekündigt wird.» So verhindert B&O, dass sich Schweizer Hifi-Händler auf eigene Faust im Ausland eindecken und die Ware parallel importieren.
«Hut ab, so rigoros wie B&O geht niemand gegen Preisbrecher vor», witzelt Marketingleiter Wirz von Fischer Hifi. Offizielle B&O-Verkäufer halten sich auffällig genau an die sogenannt «unverbindlichen Preisempfehlungen» aus Dänemark. Mindestverkaufspreise gebe es aber nicht, beteuert B&O.
Ob das die Wettbewerbskommission (Weko) glaubt, ist unsicher: «Wir überlegen uns, ein Verfahren einzuleiten», sagt Patrik Ducrey. «Die Weko könnte Einsicht in die Verträge zwischen B&O und ihren Händlern verlangen.»
Laut Fischer-Marketingleiter Wirz liegt die Marge autorisierter Händler «bei ungefähr 35 Prozent». Und die ist faktisch garantiert, weil der Markt nicht spielt. Offizielle Händler würden sich kaum gegen ein Preisdiktat aus Dänemark zur Wehr setzen. Sie haben jedes Interesse, keine Rabatte zu gewähren.
Die Preise von B&O haben mehr mit dem Design als der Qualität der Produkte zu tun. «Es gibt Marken, die ein besseres Verhältnis zwischen Preis und Leistung bieten als B&O», sagt Wirz. Das dänische Unternehmen baut auch Komponenten anderer Hersteller in seine Anlagen ein. B&O-Sprecherin Simmig bestätigt: Die DVD-Laufwerke stammen von Philips, LCD- und Plasmabildschirme werden bei Samsung oder Panasonic eingekauft.
Massiv höherer Umsatz gegenüber dem Vorjahr
Während die Preise bei der Unterhaltungselektronik laufend sinken, wird es bei B&O stets teurer: Kostete etwa der 6fach-CD-Spieler Beo Sound 9000 im Jahr 2001 noch 4990 Franken, so müssen die Kunden heute 5435 Franken hinblättern. Gleiches gilt für andere Audio- und Videosysteme. B&O erklärt, man habe die Produkte im Lauf der Zeit technisch verbessert.
15 Franken teurer wurde auch die Fernbedienung Beo 4 - sie kostet heute 300 Franken. Welche Verbesserung wurde hier vorgenommen? Keine, räumt Simmig ein. Nicht erstaunlich: In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat B&O in der Schweiz über 35 Millionen Franken umgesetzt, 14 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der B&O-Trick
Laut dem «Bundesgesetz über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkung» sind Mindestverkaufspreise in der Schweiz nicht erlaubt. Ebenfalls grundsätzlich unzulässig ist das Verhindern von Parallelimporten. B&O wendet hier einen Trick an: Die Dänen bestimmen sogenannte «autorisierte Händler». Nur sie dürfen B&O-Ware verkaufen. Geschäftet ein «autorisierter Händler» nicht so, wie B&O das möchte, etwa indem er einen Discounter beliefert, dann wird diesem Händler die Verkaufsbewilligung entzogen.